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Heidrun Sedlacik
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Frage von Bärbel F. •

Frage an Heidrun Sedlacik von Bärbel F. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Frau Sedlacik,
ich hätte noch eine Frage zur Bildungspolitik, die ich momentan an meinen 4 Enkelkindern "hi live" miterleben kann, einesteils ein strenges und hektischen Schulprogramm, andererseits mit wenig Substanz, kaum alltagtauglich, nicht lebensorientierend und zu wenig sachbezogen. Der Aussortierungsmechanismus, bedingt durch das Schulsystem, funktioniert ab der ersten Klasse perfekt und trifft besonders Kinder, "die nicht so mitspielen" können.
Welche Vorstellungen haben Sie und Ihre Partei für ein praxisbezogeneres und vor allem gerechteres Bildungssystem, bei dem jedes Kind eine Chance hat, ob arm oder reich (leider ist es wieder so weit), ob aus einer sog. "bildungsnahen oder bildungsfernen" Familie kommend und welche speziellen zusätzlichen Förderungen (Lese-/Rechtschreibschwäche, ADS bzw. ADHS - Kinder etc.) sind angedacht ? und können solche Förderungen kostenfrei (nicht wie jetzt) sein, denn sonst würden ja schon wieder die "armen" Kinder benachteiligt werden.
Unter praxisbezogen verstehe ich auch, dass ab einer bestimmten Klassenstufe der Bezugspunkt zu den Betrieben gesucht wird, damit die Kinder/Jugendlichen auf das Leben, sprich Arbeiten vorbereitet werden können.

Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich.

Mit freundlichen Grüßen
B. Falk

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Falk,

vielen Dank für Ihre Fragen zur Bildungspolitik, welche für DIE LINKE einen ganz wesentlichen Stellenwert besitzt. Endlich ein Schulsystem in Thüringen so zu gestalten, dass für jedes Kind unabhängig von seiner sozialen Herkunft gleiche Bildungschancen bestehen und dass sich Schulen zu Lern- und Lebensorten entwickeln, in denen die Neugier der Kinder und ihre Freude am Lernen möglichst lange erhalten bleibt, das ist unser Ziel. In einem Entwurf zu einem alternativen Schulgesetz für Thüringen hat die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag ihre Vorstellungen von einem besseren Schulsystem konkret dargestellt. Sie finden den Schulgesetzentwurf, für dessen Umsetzung wir auch in Zukunft kämpfen und streiten werden, unter http://www.die-linke-thl.de/

Eine wichtige Forderung meiner Partei ist die deutliche Steigerung bzw. Förderung im Bereich der frühkindlichen Bildung. Kitas sind Bildungseinrichtungen und müssen als solche finanziert werden. Fehlendes Personal in den Kindertagesstätten darf es nicht geben. Die Ausbildung der Erzieherinnen in den Kitas ist deutlich zu verbessern und auf ein akademisches Niveau anzuheben. Durch das kostenfreie verpflichtende Vorschuljahr werden die Voraussetzungen für einen möglichst reibungsarmen Übergang in die Schule für alle Kinder geschaffen. Ein gerechtes Bildungssytem macht Schluss mit der viel zu frühen Trennung der Kinder nach Klasse 4.

DIE LINKE will das längere gemeinsame Lernen aller Schülerinnen und Schüler bis mindestens Klasse 8. Der Übertritt in ein Gymnasium soll zukünftig erst mit Klasse 9 möglich sein. Konsequente individuelle Förderung jedes Schülers muss dabei das gemeinsame Lernen begleiten. Kinder lernen unterschiedlich schnell, dem ist beim gemeinsamen Lernen Rechnung zu tragen. Dafür sind die entsprechenden personellen Voraussetzungen zu schaffen. Förderpädagogen, förderpädagogische Fachkräfte, Erzieherinnen mit zusätzlichen Lehrbefähigungen, Schulsozialarbeiter gehören neben den Lehrerinnen und Lehrern an unsere allgemein bildenden Schulen. Jede allgemein bildende Schule in Thüringen ist als offenen Ganztagsschule (also mit freiwilligen außerunterrichtlichen Angeboten) auszugestalten. Dies schafft u.a. zusätzliche Möglichkeiten für die individuelle Förderung der Schüler. Sonderpädagogen gehören für uns zum festen Personalbestand einer jeden Schule. Leider ist dies immer noch eine Seltenheit. Erst durch die Schaffung der personellen und sächlichen Voraussetzungen an den Schulen kann der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne besonderem Förderbedarf gelebte Selbstverständlichkeit an den Schulen werden.
Um die Freude am und die Motivation zum Lernen lange zu erhalten, ist der Sinnbezug des Lernens immer wieder herzustellen. Fächerübergreifender Unterricht und die ständige Nähe zur Lebens- und Arbeitswelt sind dabei wichtige Faktoren. Polytechnische Bildung an den Schulen zu stärken heißt dabei, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unterrichts an den Schulen den Bezug zur Berufswelt herzustellen. Praktika ergänzen dies in sinnvoller Weise.

Bildung, von der Kindertagesstätte über die Schule bis zur Berufsausbildung oder zum Studium, muss für alle Kinder und Jugendliche ohne finanzielle oder sonstige Hürden zugänglich sein. Entgeltfreiheit von Bildung ist eine der wichtigsten Forderungen der Partei DIE LINKE. Dies betrifft nicht nur den unmittelbaren Zugang bzw. Teilhabe sondern geht weit darüber hinaus. Dazu gehört z.B. auch die Entgeltfreiheit von Mittagessen an den Schulen, der Schülerbeförderung, der Teilnahme an außerunterrichtlichen Angeboten oder die zusätzliche Förderung. Ausgaben für Bildung sind für uns die wichtigsten Investitionen in die Zukunft unseres Landes.

Mit freundlichen Grüßen

Heidrun Sedlacik