Portrait von Heidemarie Wright
Heidemarie Wright
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Heidemarie Wright zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Felix G. •

Frage an Heidemarie Wright von Felix G. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Wright,
warum lassen Sie nicht locker, den Bürgern vorschreiben zu wollen, wie schnell sie fahren? Die Entwicklung der Sicherheits- und Abgasreinigungstechnik ist an Ihnen und Ihren (Glaubens-)Genossen vollständig vorübergegangen, wenn Sie heute Tempo 130 für alle Personenwagen auf deutschen Autobahnen fordern. Nicht nur, dass Fahrwerke und Stabilitätssysteme solche Tempi heute viel besser bewältigen als vor Jahren; die eigene Einschätzung der angemessenen Geschwindigkeit erhöht auch die Übung im Umgang mit höheren Tempi und die Akzeptanz für Limits an wirklich gefährlichen Stellen wie Kindergärten oder engen Kurven. Die von Ihnen vorgeschobene Begründung einer CO2-Emissionsminderung ist nicht nur sehr gering, sie wird auch mehr als aufgezehrt werden, wenn sich nach der Einführung noch mehr Menschen als heute Autos kaufen, die sich nur für Bummeltempo eignen, nämlich Vans und Geländewagen - die Beispiele USA, Niederlande oder Schweiz zeigen das. In Wahrheit geht es Ihnen wohl eher darum, als Sozialisitin dem Sozialneid das Wort zu reden und Eigenverantwortung durch Bevormundung zu ersetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Felix Glaser

Portrait von Heidemarie Wright
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Glaser,

in der Tat lasse ich in Sachen Tempolimit nicht locker. Aber nicht, weil ich so gerne Vorschriften mache, sondern weil ich es für vernünftig halte. Wie übrigens auch der Rest der autofahrenden Welt. Ich bin eine große Anhängerin von technischen Innovationen und befürworte den Einsatz von ABS, ESP, &c. Und sicherlich sind auch die Fahrwerke besser geworden. Aber: schon bei Tempo 100 bleibt bei einem Aufprall wenig von dem Fahrwerk übrig. Deshalb fahren die Autos bei den üblichen Crash-Tests auch nie schneller als 64 Stundenkilometer. Die Chancen, bei einem Crash mit Tempo 100 zu überleben, gehen gegen Null. Nun sagen sie, dass der Mensch sich an die hohen Geschwindigkeiten gewöhnt und klug genug ist, vor einer engen Kurve zu bremsen. Fakt ist aber, dass die Reaktionszeit rapide sinkt, je höher das Tempo ist. Dabei verlängert sich der Bremsweg und die Energie des Aufpralls nimmt rasant zu. Die Minderung der CO2-Emissionen ist deshalb kein vorgeschobener Grund, um für das allgemeine Tempolimit auf deutschen Autobahnen zu kämpfen. Die Einführung des Tempolimits ist in erster Linie eine Frage der Verkehrssicherheit, eine Frage der Vernunft.

Es ist aber auch eine Frage der Vernunft, den CO2-Ausstoß zu verringern. Ca. drei Tonnen CO2 ließen sich durch das Tempolimit laut Umweltbundesamt pro Jahr einsparen. Ist Ihnen das zuwenig? Natürlich muss noch mehr passieren, aber wir können uns nicht erlauben, der Raserei zuliebe auf diese Einsparung zu verzichten. Der Volksmund sagt zurecht: Kleinvieh macht auch Mist ! Eine billigere Maßnahme zum Klimaschutz, als das Tempolimit, gibt es kaum, und ich meine, wir sollten an allen Ecken anpacken.

Lassen Sie mich noch darauf hinweisen, dass ich mich leidenschaftlich für die Förderung des Radverkehrs einsetze, in meiner Tätigkeit als Abgeordnete, wie auch als Vize-Präsidentin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Ich kann und will den Menschen nicht verbieten, Auto zu fahren. Aber ich kann die Bedingungen für den Rad-Verkehr verbessern und ich kann dafür kämpfen, dass unsere Autobahnen noch sicherer werden. Mit Sozialneid oder Bevormundung hat das nichts zu tun, sondern mit Eigenverantwortung.

Mit freundlichen Grüßen,

Heidi Wright