Frage an Heidemarie Wieczorek-Zeul von Bernhard F. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Wieczorek-Zeul,
was halten Sie von einer Bildungs-Greencard um den weltweiten Lehrermangel zu bekämpfen?
Das Wikiversity Assistenzlehrerprogramm wäre, wie im Folgenden angedeutet, geeignet Lehrer in größerem Umfang auszubilden.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernhard Fastenrath
(Die aktuelle Version dieses Text ist zu finden auf http://en.wikiversity.org/wiki/Assistant_teacher_program_for_asylum_seekers )
The assistant teacher program for asylum seekers is the proposal to use the Wikiversity assistant teacher program as an educational program for asylum seekers and refugees.
A premise is that asylum seekers without vocational education or academical education can be obligated to participate in the program for several years after entering a country. Participating asylum seekers can receive a student loan in order to be able to pay tuition fees but with the concession to repay the student loan only according to capability.
A further sensible obligation appears to be that asylum seekers could have to accept work assignments during and after the educational program, both as preparation and as measure to allow repayment of the tuition fees.
Asylum seekers who have successfully received a better education may be able and willing to migrate to other countries, potentially freeing resources for other participants. The rationale is that teachers from developed countries, who may be unwilling to live in one of the least developed countries for many years, could teach participants from developing countries who may then be capable to make a living and contribute to the development of a developing country, possibly as teaching assistants or even as teachers. A school implementing the program could hire participants as teaching assistants after the training but demand international mobility. Work as a teacher could also include work as a private teacher or internet tutor/mentor. (Examples: TutorVista, LearnMatics, Growing Stars, Learnissimo)
Sehr geehrter Herr Fastenrath,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4. Januar 2009 zum Thema Bildungs-Greencard und Ihr Interesse an der Lösung des weltweiten Lehrermangels.
Gerade zum Thema Lehrermangel in Entwicklungsländern habe ich erst kürzlich in einem internationalen Forum unterstrichen, wie wichtig es für den Zugang der Kinder zu Bildung und die Qualität von Bildung ist, dass ausreichend gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stehen.
Dieses Thema spielt auch bei der Frage nach Migration eine erhebliche Rolle. Migration als Folge der Globalisierung ist ein bedeutender politischer Faktor. 3 Prozent der Weltbevölkerung (ca. 200 Millionen Menschen) leben heute als Migrantinnen und Migranten außerhalb ihres Herkunftslandes. Migration wurde lange nur als Problem für Entwicklungsländer wahrgenommen, Stichwort: Brain Drain. Ein besonders schockierendes Beispiel ist das Gesundheits- und Bildungssystem in vielen afrikanischen Staaten. Zwischen 2000 und 2005 haben über 16.000 afrikanische Krankenschwestern den Kontinent verlassen. Etwa ein Viertel der in Afrika ausgebildeten Ärzte arbeitet derzeit in reicheren Staaten.
In der politischen Debatte in Deutschland und Europa setze ich mich seit Jahren für ethische Anwerbungsprinzipien ein, um schädlichen Brain Drain zu vermeiden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erörtert gerade einen freiwilligen code of conduct. In der EU haben wir bereits Beschlüsse, um bald zu entsprechenden Regelungen in Europa zu kommen.
Inzwischen wissen wir aber auch: Migration ist nicht immer Problem, sondern kann auch Problemlösung sein. Von Brain Drain zu Brain Gain! Wenn Migrantinnen und Migranten in ihr Heimatland zurückkehren, bringen sie Fähigkeiten und Kontakte mit – entscheidende Vorzüge in einer globalen Wirtschaft, die immer mehr auf Wissen und internationalen Kontakten zu den Menschen basiert.
Es gibt also auch positive Wirkungen der Migration an die wir anknüpfen. In der deutschen Entwicklungspolitik fördern wir mit erheblichen Mitteln die Ausbildung von Menschen aus Entwicklungsländern in den verschiedensten Bereichen über den Deutschen Akademischen Austauschdienst und haben hierzu ein gut laufendes und eingespieltes Verfahren. In Entwicklungsländern selbst fördern wir u. a. die Qualität von Bildung. Dabei richtet sich ein Teil dieser Unterstützung auch auf die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und hoffe, Sie bleiben den Themen der Entwicklungspolitik weiterhin gewogen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre