Frage an Heidemarie Wieczorek-Zeul von Christian K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Wieczorek-Zeul,
im Anschluß an Ihre aufschlußreiche Antwort auf Herrn Zolls Frage möchte ich gerne mit einer weitergehenden Frage nachhaken.
Zunächst finde ich finde es tröstlich, daß die vierzig männlichen Todesopfer der diesjährigen Beschneidungssaison in Südafrika nicht in ihrer sexuellen Selbstbestimmung beeinträchtigt sind, und es nunmehr bestimmt nicht werden. Auch den Angehörigen, vor allem den Eltern dieser Kinder, wird dies sicherlich über ihre Trauer hinweghelfen und zudem den Männerrechtlern gewaltig Wind aus den Segeln nehmen. Ich sehe, Sie haben erkannt, worauf es im Leben eines Mannes wirklich ankommt.
Sie erwähnen am Ende auch, daß solchen Menschen Hilfe zukommen muß, was ich sehr nett finde. Da ich mir nicht vorstellen kann, daß ein nicht mal zehnjähriger Junge wirklich imstande ist, sein Recht auf Anzeige wegen Körperverletzung in Anspruch zu nehmen (insbesondere, wenn dieser Junge tot ist), möchte ich Sie nun Fragen:
Für welche Hilfe für männliche Beschneidungsopfer werden Sie sich sich konkret einsetzen, die über das bloße Recht auf eine Anzeige wegen Körperverletzung hinausgeht?
Mit freundlichen Grüßen
Christian Kleißle
Sehr geehrter Herr Kleißle,
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist die Selbstverpflichtung eingegangen, die gesamte entwicklungspolitische Arbeit systematisch an menschenrechtlichen Standards und Prinzipien zu orientieren (Menschenrechtsansatz).
Menschenrechtspolitik ist ein Schlüsselbeitrag zur Bekämpfung von Armut und Diskriminierung. Denn das Recht auf körperliche Unversehrtheit und ein höchstmögliches Maß an Gesundheit gehört ebenso zur Verwirklichung der Menschenrechte, wie der Zugang zu angemessener Nahrung und sauberem Trinkwasser, das Recht auf Bildung oder das Recht auf Vereinigungsfreiheit, das zivilgesellschaftliche Beteiligung stärkt.
In den Partnerländern setzt sich das BMZ daher im politischen Dialog und in konkreten Programmen für die Umsetzung der Menschenrechte ein. Auch die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen (NROs), die wir finanziell unterstützen, leistet einen wichtigen Beitrag in diesem Bereich. Südafrika ist in einen solchen Politikdialog eingebunden. Darüber hinaus wird auch ein gemeinsamer europäisch-südafrikanischer Menschenrechtsdialog geführt.
Ziel des Menschenrechtsansatzes ist die Schaffung institutioneller und zivilgesellschaftlicher Strukturen, die die Achtung der Menschenrechte garantieren und überwachen und die es jedem Menschen, dessen Rechte verletzt wurden, ermöglichen, medizinische, psychologische und juristische Hilfe zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Heidemarie Wieczorek-Zeul