Frage an Hartmut Meyer von Zora A. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Meyer,
Mit Entsetzen las ich eine Pressemitteilung Ihrer Partei (Titel “ödp tritt für Stärkung des konfessionellen Religionsunterrichts ein” – nomen est omen), in der es unter anderem heisst:
(ZITAT) Das bestehende Modell muss gestärkt werden, indem der Religionsunterricht beispielsweise mehr Verbindlichkeit erhält, aus den Randbereichen in den Kernbereich des Unterrichtstages rückt und die dritte Unterrichtsstunde, dort wo sie besteht, gefördert wird, denn der Religionsunterricht ist für die Entwicklung der Kinder unverzichtbar. (ZITAT ENDE)
Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass der herkömmliche Religionsunterricht in seiner Wichtigkeit an die Stelle
von Fächern wie Deutsch oder Mathematik treten muss? Haben französische Kinder keine Entwicklung (denn dort gibt es keinen solchen Unterricht)? Wieso soll überhaupt der Staat, also die Allgemeinheit, für eine einseitig religiöse Unterrichtsversorgung sorgen? Ist das nicht Aufgabe der Kirchen und des Konfirmandenunterrichtes?
Sehr geehrte Frau Angerer,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Die zitierte Pressemitteilung stammt nicht vom ödp-Bundesverband (siehe auch: http://oedp.de/aktuelles/pressemitteilungen ). Vielmehr stammt die genannte Pressemitteilung von einem Vertreter des Bundesarbeitskreises Christen und Ökolgie in der ödp und gibt die Auffassungen des Verfassers wieder. Die zitierten Aussagen sind nicht durch den Abschnitt "Bildung und Erziehung - wichtigste Grundlagen für unsere Zukunft" im Bundespolitischen Programm der ödp gedeckt (siehe dazu auch: http://oedp.de/themen/programme ).
Der ödp-Landesverband Niedersachsen vertritt in seinem landespolitischen Programm folgende Position (siehe auch: http://oedp-niedersachsen.de/grundsaetze.htm ):
"Kommende Generationen sollten in Grundzügen Werte sowie Vor- und Nachteile
der großen Religionen kennen. Ein spezifisch ausgewählter Religionsunterricht nur bestimmter Konfessionen führt aber zur Ungleichbehandlung der übrigen nicht unterrichteten Glaubensrichtungen und sollte in den kirchlich- gemeindlichen Bereich überführt werden. Religionsunterricht in den Schulen ist durch das Fach Werte und Normen im Sinne eines Ethikunterrichts als integrativer religionskundlicher Unterricht vollständig zu ersetzen."
Eine Trennung der Schülerinnen und Schüler für einen Religionsunterricht nach Konfessionen ist nicht sinnvoll. Vielmehr sollten alle Schülerinnen und Schüler die wesentlichen Grundlagen der wichtigsten Weltreligionen gemeinsam kennenlernen. Das ist wichtig für das gegenseitige Verständnis und die Achtung unterschiedlicher religiöser Auffassungen. Das fördert das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft. Während die Schulen einen allgemeinen Bildungsauftrag haben, sollte die spezielle religiöse Unterweisung durch die jeweiligen Glaubensgemeinschaften selbst erfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Hartmut Meyer