Frage an Hartmut Koschyk von Christian T. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Koschyk,
Laut Ihrer Homepage haben Sie sich für die Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atom-Meiler ausgesprochen.
Warum?
1) Stimmen Sie mir zu, daß die Nutzung regenerativer Energie weit mehr Arbeitsplätze schafft als die Kernkraft? (Trotz weit geringerem Anteil an dem deutschen Energiemix bietet Kernenergie lediglich ca. 38.000 Menschen Arbeit - erneuerbare Energien etwa 250.000) –
http://www.bmu.de/atomenergie/ausstieg_atomenergie/doc/2715.php
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/kernenergie,did=156016.html?view=renderPrint
2) Die "angeblich" gute CO2-Bilanz der Kernkraftwerke stellt sich schon GANZ anders dar, wenn man den Uran-Abbau und die fehlende Möglichkeit einer Kraft-Wärme-Kopplung mit in Betracht zieht (womit die Kernenergie deutlich hinter regenerative und sogar hinter einige fossile Kraftwerksarten fällt).
- Haben Sie dazu andere Zahlen als das BMU?
http://www.bmu.de/atomenergie/ausstieg_atomenergie/doc/2715.php#1
3) "EnBW-Chef Hans-Peter Villis stellte am Mittwoch in Stuttgart klar, dass er nichts davon hält, mögliche Zusatzgewinne zur Senkung der Strompreise einzusetzen." (http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Kernkraft;art693,2569162) Was stände in ihrer Macht die Konzerne dazu zu bringen die Gewinne den Kunden zugute kommen zu lassen?
4) Finden Sie es angebracht, dass viele Kosten der Kernkraft nicht den Energiekonzernen, sondern den Steuerzahlern bzw. der Allgemeinheit aufgebürdet werden? Vor allem auch auf Kosten von Kindern:
http://www.eurosolar.de/de/index.php?option=com_content&task=view&id=514&Itemid=26
http://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs
5) Stimmt es, daß im vergangenen Jahr, trotz dem Stillstand einiger Atomkraftwerke und dem Ausfall von 26 Milliarden KWh Deutschland noch Strom exportiert hat, daher also von einer "Stomlücke" keine Rede sein kann?
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/so-bleiben-sie-atomkraftgegner/
Ich danke Ihnen schon im Voraus für Ihre Antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Tempelmann
Sehr geehrter Herr Tempelmann,
vielen Dank für Ihre Frage vom 05.08.2008 zum Thema Energie und Umwelt.
Wir brauchen eine verantwortungsvolle und umfassende energiepolitische Diskussion, die ideologiefrei geführt werden sollte. Die Kernenergie ist ein Teil davon.
Für mich und meine Kollegen der CSU-Landesgruppe steht der Ausbau der Erneuerbaren Energien absolut im Fokus der Energiepolitik. Wie Sie vielleicht wissen, wurde am 06.06.2008 die Novellierung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) vom Bundestag verabschiedet. Das novellierte Gesetz wird zum 01.01.2009 in Kraft treten. Die CSU-Landesgruppe hat die Diskussionen und Verhandlungen der weiteren Rahmenbedingungen des EEG sehr intensiv begleitet und sich insbesondere für die Erhöhung der Vergütungssätze eingesetzt. Es wurden auch direkte Gespräche mit Fachverbänden und unabhängigen Umweltexperten durchgeführt. Die CSU-Landesgruppe weiß um das enorme Wertschöpfungspotenzial der Erneuerbaren Energien, insbesondere im ländlichen Raum. Deshalb haben wir das Ziel der Bundesregierung, den Anteil der Erneuerbaren bis 2020 auf 30 % zu steigern, fest im Blick.
Als rohstoffarmes Land ist Deutschland in besonderem Maße auf Importe angewiesen. Je vielfältiger der Energieträgermix ist und je mehr Bezugsquellen überall auf der Welt genutzt werden, desto sicherer ist die Versorgungslage. Versorgungslücken würden für die Bürger und die Wirtschaft in unserem Land gravierende Folgen nach sich ziehen. Um dies zu vermeiden, arbeiten wir verstärkt an einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Energiemix, der sich an drei Faktoren orientiert: Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit.
Für weite Informationen zum Thema Versorgungssicherheit und Energieszenarien, empfehle ich Ihnen die Homepage des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums und den „World Energy Outlook“ der Internationalen Energieagentur IEA.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Koschyk