Frage an Hartmut Koschyk von Silke S. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Koschyk,
Ihr Parteikollege Herr Bundesminister Seehofer zieht es vor die Ergebnisse einer von seinem eigenen Ministerium in Auftrag gegeben Studie und damit den erklärten Willen der Bürger zu ignorieren.
Es würde mich interessieren, welche Position Sie als Abgeordneter in Bezug auf die Ampelkennzeichnug von Lebensmitteln einnehmen.
In meinen Augen verhält sich Herr Seehofer nicht wie wie der Bundesverbraucherschutzminister, sondern vertritt in dieser Frage sehr einseitig die Position der Lebensmittelindustrie.
In einer Zeit, in der die Kosten im Gesundheitswesen auch auf Grund von falscher Ernährung permanet steigen, stellt sich die Frage ob dieses Verhalten in irgendeiner Form zu rechtfertigen ist, besonders wenn man die Ergebnisse der bereits erwähnten Studie und die Meinung in weiten Teilen der Bevölkerung in Betracht zieht.
Mit freundlichen Grüßen,
Silke Straub
Sehr geehrte Frau Straub,
Der Deutsche Bundestag hat am 6. März 2008 den Forderungen nach einer Ampelkennzeichnung für Lebensmittel eine Absage erteilt und unterstützt weiter die Empfehlung von Bundesminister Seehofer für eine sachliche und faktische Kennzeichnung.
Statt einer Ampelkennzeichnung halte ich vielmehr eine aufklärende Kennzeichnung für erforderlich. Die Diskussion um Übergewicht und mangelnde Bewegung, insbesondere bei Kindern, hat gezeigt, dass das Wissen über die relevanten Inhaltsstoffe von Lebensmitteln verbessert werden muss.
Im Verkehrsbereich mag die Ampelkennzeichnung hilfreich sein, aber bei Lebensmitteln halte ich sie für weniger geeignet. Die Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Nahrungsmittel ist der falsche Weg und nicht die richtige Antwort für einen ausgewogenen, selbstbestimmten Lebensstil. Der Verbraucher braucht klare, nachvollziehbare Informationen, keine Fernsteuerung. Die Zahlen belegen dies: Nur vereinzelt wird die Ampelkennzeichnung in Großbritannien verwendet, von einer flächendeckend erfolgreichen Vermarktung kann also nicht die Rede sein. Vielmehr ziehen britische Supermärkte die Ampelkennzeichnung zurück, denn die englische Bevölkerung hat trotz dieser Kennzeichnung stärker mit Übergewicht zu kämpfen als je zuvor.
Objektiv vergleichende Bewertungen von Qualitäten sind nur innerhalb einer Produktgruppe sinnvoll und realisierbar. Wissenschaftlich ist es unmöglich, generell gültige Kriterien zur Ampelkennzeichnung eines Produktes zu definieren. Gesetze nur um des Gesetzes und Aktionismus willen zu machen und nicht deren Anwendbarkeit zu hinterfragen, ist nicht Ziel führend. Doch das Problem wird nicht mit bunten Farben gelöst, sondern Verbraucherbildung und gute Praxis sind notwendig: an Schulen, in Kantinen und im Elternhaus.
Ziel muss es sein, alle Bürgerinnen und Bürger durch ein notwendiges Maß an Lebensmittelinformationen über ihre Ernährungsgewohnheiten aufzuklären.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Koschyk