Frage an Harry Scheuenstuhl von Ernst S. bezüglich Gesundheit
Guten Tag, sehr geehrter Herr Scheuenstuhl,
Welche Maßnahmen hat die SPD bereits ergriffen in Bezug des Verbots von Glyphosat?
Auswirkungen dieses Herbizids sind (nicht nur im Lkrs. FÜ) bereits beobachtbar.
P.S.
Herzlich danke ich für Ihre fundierte Antwort auf meine Frage zum Thema Nitratbelastung Grundwasser.
Sehr geehrter Herr S.,
gerne versuche ich auch diese Frage umfänglich zu beantworten. Circa 700.000 Tonnen des Wirkstoffs Glyphosat werden weltweit pro Jahr eingesetzt. Rund 6.000 Tonnen davon in Deutschland. Glyphosat ist rund um den Globus, das am meisten eingesetzte nichtselektive, systemische Breitbandherbizid. Das Problem: Es steht seit geraumer Zeit im Verdacht, krebserregend zu sein.
Die Europäische Kommission hat leider gegen den Willen vieler EU-Mitgliedsstaaten und entgegen ihrer eigenen Mitteilung zur Anwendbarkeit des Vorsorgeprinzips, vorgeschlagen, dass die Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat um zehn Jahre verlängert wird. Vertreter der EU-Staaten sollen sich im Herbst endgültig einigen. Ginge es nach dem Willen der Union, nach Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, wäre die Zulassung bereits verlängert. Doch in unserer Umweltministerin Barbara Hendricks haben wir eine starke Widersacherin auf unserer Seite – zum Glück, denn was für den Wirkstoff Glyphosat bereits heute sicher feststeht: Der großflächige Einsatz von Herbiziden dieser Art führt zu einer massiven Verschlechterung der Artenvielfalt innerhalb der landwirtschaftlich genutzten Flächen Deutschlands. Das Bundesumweltministerium warnt aktuell gar vor einem fortschreitenden Insektensterben hierzulande. In manchen Regionen hat sich der Insektenbestand seit dem Jahr 1982 um bis zu 80 Prozent verringert. Der Bestand an Schmetterlingen gar um 90 bis 99 Prozent.
Bis nicht eindeutig geklärt ist, ob der Wirkstoff krebserregend ist, fordern wir von der SPD-Landtagsfraktion u.a. ein Verbot der Abgabe an Privatpersonen und die Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich. Klar. Zur Minimierung des Einsatzes von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln wurde diese Verbotsforderung im Privatbereich und in Kleingärten zwischenzeitlich auch von der Verbraucherschutzministerkonferenz aufgenommen. Wir sprechen uns ebenfalls gegen die in der konventionellen Landwirtschaft gängige Praxis der Sikkation, also der Austrocknung und somit beschleunigten Reifung von Kulturpflanzen mit Hilfe glyphosathaltiger Produkte aus. In einem aktuellen Antrag fordern wir die Staatsregierung auf, sich auf Bundesebene zum Schutz unserer Kinder dringend dafür einzusetzen, dass Flächen, die von Kindern genutzt werden, nicht mehr mit glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden dürfen. Denn im Pausenhof, der Liegewiese im Freibad und erst recht auf dem Kinderspielplatz gehört überhaupt kein Gift verspritzt!
Herzliche Grüße aus Wilhermsdorf,
Ihr Harry Scheuenstuhl