Frage an Harald Wiese von Hildegard B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Wiese,
ich habe die Plakate Ihrer Partei gelesen und würde nun gerne wissen wie sie 4 Millionen Arbeitsplätze schaffen wollen?
MfG
Behrens
Liebe Frau Behrens,
4 Millionen Arbeitsplätze (bundesweit) - das klingt zunächst einmal ungeheuer provokativ. Das ist durchaus beabsichtigt. Der Blick in unsere Nachbarländer zeigt: Massenarbeitslosigkeit muß nicht sein. Die Politik schafft keine Arbeitsplätze. Sie kann aber die Voraussetzungen dafür schaffen. In Dänemark wurde so die Arbeitslosenquote von über 12 Prozent in 1993 auf 4,4 Prozent in 2006 reduziert. Größere Wunder sind also möglich, wenn man die Veränderung wagt. Interessant ist, das die dänischen Maßnahmen nicht unbedingt in die gewohnten Raster passen. So wurde ein hohes sozialstaatliches Niveau gesichert. Das ist allerdings keine soziale Hängematte sondern verbunden mit einem schwachen Kündigungsschutz und dem Druck, wieder am Erwerbsleben teilzunehmen. Davon können wir lernen, auch wenn natürlich nicht alles 1:1 umsetzbar ist.
Lernen können wir aber auch aus unserer eigenen Vergangenheit. Die soziale Marktwirtschaft Ludwig Erhardts hat lange funktioniert und für Vollbeschäftigung gesorgt. Sie wurde durch eine grenzenlose Regelungswut und einen Wildwuchs des Sozialstaates fast funktionsunfähig gemacht. Unter dem Wildwuchs des Sozialstaates verstehe ich, das dieser so kompliziert ist, das nicht mehr diejenigen Hilfe bekommen, die in Not geraten sind, sondern diejenigen, die sich besonders gut auskennen und alles mitnehmen, was sie kriegen können. Dazu kommt eine teure Bürokratie, die das Elend verwaltet anstatt für Verbesserung zu sorgen. All das macht Arbeit über Sozialabgaben und Steuern immer teurer, so daß es am Ende immer weniger Arbeitsplätze gibt.
Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehört allerdings auch die Einsicht, das wir nicht alle Probleme der Welt mit dem Scheckbuch (z.B. EU- Beiträge, welche für Mittel- und Osteuropa oder gar für die Türkei verwendet werden ) lösen können sondern daß wir uns zuerst um unser eigenes Land kümmern müssen. Ohne Patriotismus geht es nicht.
Mit herzlichem republikanischem Gruß
Harald Wiese
P.S. Ein interessanter Artikel zum Thema Arbeitslosigkeit ab 50+ steht in unserer Zeitung. Schauen Sie doch einmal rein: www.rep-bremen.de/zeitung_bremen.pdf