Frage an Hans-Peter Uhl von Peter R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Uhl,
ich bin hier heute auf diese Seite gestoßen.
Ich stimme mit Ihnen überein, daß unsere Gesellschaft Kinderpornographie nicht tolerieren sollte.
Daher ist es wichtig, dagegen geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Allerdings halte ich die Filterung des Internets für eine nicht geeignete Methode (nebenher auch noch technisch beeinträchtigend, z.B. verzögernd).
Als System- und Netzwerkadministrator seit 1995 (derzeit für das weltweit bekannte und auf vielenm Märkten führende Reisebuchunternehmen Lonely Planet), mit einer fundierten Ausbildung zum Diplom-Informatiker, fühle ich mich in dieser Aussage kompetent. Ich betreibe seit fast 15 Jahren öffentliche und kommerzielle Webserver.
Während mir bei jeder benutzten Filtermethode eine simple Umgehungsmöglichkeit einfällt,
ist mir tatsächlich noch keine einzige Seite kinderpornographischen Inhalts "versehentlich" untergekommen.
Sollte ich mich auf die Suche begeben, wäre wahrscheinlich eine der bekanntgewordenen Sperrlisten der wohl erfolgversprechendste Ausgangspunkt dafür.
Ein etwas absurder Gedanke: ein Bekämpfungsmittel vereinfacht den Zugang zu den zu bekämpfenden Mitteln!
Nehmen wir an, es würde den Verantwortlichen gelingen, diese Liste geheimzuhalten. Dann hätten wir den Sachverhalt einer unüberprüfbaren Behörde. Mit solchen habe ich als DDR-Bürger Bekanntschaft schließen dürfen, ich danke sehr für eine solche Aussicht.
Wie Sie schreiben, ist Kinderpornographie in fast allen Ländern, die für das Webhosting dieses Materials in Frage kommen, illegal.
Warum beschäftigt sich die Politik so sehr mit dem Thema Internetfilterung? Wir haben internationale Kooperation im polizeilichen Bereich (Interpol etc.). Warum wird die Zusammenarbeit nicht genutzt, um die Quelle - die Webserver - abzuschalten, statt mit ungeeigneten Mitteln die Verbreitung des Inhaltes einzudämmen? Einen technischen Hindernisgrund kann ich nicht sehen.
Es grüßt
Peter Roß
(Systemadministrator für Lonely Planet,
Melbourne, Australien)
Sehr geehrter Herr Roß,
ich möchte auf eine bereits von mir gegebene Antwort hinweisen: http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_hans_peter_uhl-650-5550--f133733.html#frage133733
Zum Thema "Problem an der Quelle packen" möchte ich ergänzend festhalten: Selbstverständlich werden auf entsprechende Hinweise der Strafverfolgungsbehörden kinderpornographische Inhalte von den Seiten deutscher Provider entfernt. Dafür gibt es eine klar geregelte Verpflichtung zum Tätigwerden bei Kenntniserlangung solcher Inhalte. Bei den Webseiten ausländischer Provider bleiben nur die Verfahren der grenzüberschreitenden Justizzusammenarbeit, die zumeist zu langsam sind, um die jeweils nur kurzzeitige Verfügbarkeit entsprechender Inhalte auf den Webseiten effektiv bekämpfen zu können. Aus diesem Grund ist auch die zeitaufwändige Einzelfall-Beantragung für Sperrverfügungen gegen Access-Provider, die heute bereits rechtlich und technisch möglich ist, kein probates Mittel.
Seit fast 10 Jahren werden von den Strafverfolgungsbehörden national wie international ein steigendes Angebot von Webseiten verzeichnet, über die Kunden gegen Entrichtung eines Monatsbeitrags den Zugang zu tausenden kinderpornographischen Bild- und Videodateien erhalten. Das Angebot solcher Webseiten könnte durch aktives Access-Blocking nachhaltig gestört werden. Ich finde, dass wir das tun sollten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Peter Uhl