Portrait von Hans-Peter Uhl
Hans-Peter Uhl
CSU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hans-Peter Uhl zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Georg M. •

Frage an Hans-Peter Uhl von Georg M. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Uhl!

Immer wieder gibt es sehr seltsame Vorfälle innerhalb Ihrer Partei und der bayerischen Politik. Ich erinnere nur mal daran, dass Frau Pauli angeblich von der Staatskanzlei bespitzelt worden sein soll.

Beim durchlesen der Biografie über Franz Josef Strauß bei www. wikipedia.de habe ich erfahren, dass er u.a. bei Paul Schäfer in Chile übernachtet haben soll. Desweiteren
soll er engste Kontakte zu Diktatoren gepflegt haben. Finden Sie es richtig, dass jemand sich mit solch fragwürdigen Personen austauscht und diese persönlich schätzt?

Ein Ausschnitt aus der Wikipedia:
"Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der DDR erwarb das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz bereits im Frühjahr 1990 umfangreiche Dossiers des DDR-Geheimdienstes und vernichtete diese mit der Begründung, „das Andenken des ehemaligen Landesvaters schützen“ zu wollen."

Meine Fragen: Finden Sie es richtig, dass wohl mit Steuergeldern das Andenken an Franz Josef Strauß bewahrt wurde?

Und sollte Ihre Partei nicht besser die angeblichen Machenschaften ihres Vorsitzenden Franz Josef Strauß aufarbeiten?

Die hier gestellten Fragen, stelle ich, weil ich bei www.wikipedia.de das über Franz Josef Strauß gelesen habe. Das kann man dort nachlesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles erfunden sein soll.

Ich finde es nicht in Ordnung, dass man Menschen aus dem Osten ständig ihre Biografie vorwirft. Andererseits aber Menschen aus dem Westen vor interessanten Publikationen schütz! Finden Sie das in Ordnung?

Mit freundlichen Grüßen

Georg Mayer

Portrait von Hans-Peter Uhl
Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Mayer,

Ja, Strauß besuchte auch Diktatoren in Ost und West (wie Honecker oder Stroessner). Er tat dies sicherlich nicht, weil er sie gut fand oder in ihrer Machtstellung stützen wollte. Schließlich macht auch niemand Willy Brandt Vorwürfe wegen seiner Ostpolitik (Stichwort „Wandel durch Annäherung“); oder hat Brandt sich etwa mit Breschnew getroffen, weil er ihn persönlich schätzte?

Der außenpolitische Realismus und das strategische Denken von Franz Josef Strauß, der zeitlebens ein Gegner der kommunistischen Welt, ein überzeugter Europäer und Transatlantiker war, wurden besonders deutlich im Zusammenhang mit der Chinapolitik seit 1975. Henry Kissinger forderte eine analytische Berücksichtigung der realen Kräfte der internationalen Politik anstelle des Wünschbaren als Voraussetzung rationalen Entscheidungshandelns. Auch Franz Josef Strauß plädierte für eine pragmatische Außenpolitik auf realistischer Basis.
Seine schon in frühen Jahren gepflegten persönlichen Kontakte zu ausländischen Politikern und Staatsmännern erwiesen sich als hilfreiches Forum für den vertrauensbildenden Gedankenaustausch und erleichterten Vermittlungsversuche im Nahen Osten (z.B. Libanon-Konflikt 1985) oder im südlichen Afrika. Trotz unterschiedlicher ideologischer Standpunkte kamen so Begegnungen mit allerlei Machthabern zustande, wobei die Unterredung mit dem Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow im Dezember 1987 in Moskau sicherlich eine der spektakulärsten Begegnungen war.

Vor Kritik, teilweise übler Schmähkritik war Strauß nie gefeit. Nicht zuletzt die DDR-Führung hat sich jahrzehntelang (z.T. mit Erfolg) bemüht, unliebsame Westpolitiker anzuschwärzen und Fälschungen zu verbreiten.
Ein beredtes Beispiel einer sehr „kritischen“ Sicht ist der Wikipedia-Eintrag. Was wahr und erfunden ist, kann ich nicht nachprüfen. Ein Beispiel von krasser Einseitigkeit ist jedoch, dass unter der Überschrift „Strauß als Ministerpräsident“ nur angebliche Skandale aufgelistet werden. Warum steht dort keine Zeile davon, dass Strauß die Bayerische Erfolgsstory vom Agrar- zum führenden Industrieland bewirkt und große Verdienste z.B. um die Luft- und Raumfahrtindustrie in Bayern hat?

Es behauptet so weit ich weiß niemand, dass Strauß frei von Fehlern und Fehleinschätzungen gewesen wäre, auch in der CSU wird – soweit über Strauß diskutiert wird - heute eine sehr differenzierte Würdigung gepflegt, einen besonderen Aufarbeitungsbedarf sehe ich daher nicht. Ich warte eher darauf, dass z.B. in der SPD und bei den Grünen die eigenen Fehleinschätzungen der 80er Jahre selbstkritisch reflektiert werden, diejenigen, die damals das Wort „Wiedervereinigung“ tabuisiert und einäugig die Rüstungspolitik der NATO kritisiert haben, sind ja noch alle da und teilweise politisch noch aktiv.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Peter Uhl