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Hans-Peter Uhl
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Frage von Susanne H. •

Frage an Hans-Peter Uhl von Susanne H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Uhl,

ich bitte Sie um eine Stellungnahme bzgl. der in Brüssel verbotenen Demonstration am 11.09.2007, in der mit einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags vom 11.09.2001 gedacht werden sollte.
Die Demonstration, zu der ca. 20.000 Teilnehmer angemeldet waren, war auch dazu gedacht, für den zum Erhalt der jüdisch-christlichen Grundwerte Europas einzutreten, für freie Meinungsäußerung und gegen die zunehmende Islamisierung des öffentlichen Lebens in Europa.
Es gibt kaum einen Bericht darüber in der Presse und bisher keinerlei klare Stellungnahme von seiten eines deutschen Politikers. Nähere Informationen finden Sie auf www.akte-islam.de.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen!

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau Haedrich,

zu der verbotenen Demonstration in Brüssel kann ich mich nicht äußern. Erstens kann ich die Umstände mangels Kenntnis nicht beurteilen. Zweitens halte ich dies für eine innenpolitische Debatte, die in Belgien geführt werden muss.

Erlauben Sie mir ein paar Bemerkungen zur Seite www.akte-islam.de.

Diese Homepage dokumentiert eine Vielzahl bedrückender Ereignisse und Positionen im Zusammenhang mit dem Islam, wie er sich weltweit, in Europa und in Deutschland präsentiert. Dies halte ich für sehr verdienstvoll, weil keine Debatte sinnvoll geführt werden kann, wenn wichtige Probleme ausgeklammert werden.

Auf der anderen Seite warne ich davor, „den Islam“ und „den Koran“ als solche zu stark zu problematisieren – so als gebe es eine notwendige Tendenz dieser Religion hin zu Extremismus und Totalitarismus.

Mitglieder einer offenen Gesellschaft müssen von Muslimen selbstbewusst erwarten, dass sie in Theorie und Praxis ihre religiösen Pflichten auf Höhe der Zeit auslegen. Dies darf dem Kern unserer Rechts- und Sozialordnung – wie sie sich auf dem Weg der Geschichte kulturell formiert hat – nicht zuwiderlaufen. Dazu müssen wir ermutigen und dies auch nachdrücklich einfordern.

Die Initiative von Bundesminister Schäuble zum „Islamgipfel“ als Dialogprozess ist von folgenden Voraussetzungen ausgegangen, die meiner Auffassung nach nicht zu leugnen sind:
- Der Islam ist relevanter Teil Deutschlands geworden.
- Es gibt keine Alternative zum mühsamen Weg der Annäherung und Integration – bei gleichzeitiger Verteidigung unseres erreichten Identitätskerns (also gerade nicht „Multikulti“!).

Noch ein Gedanke zur Glaubensfreiheit: Die spannende Frage ist doch – in den christlichen Kirchen ist das längst angekommen –, wie religiöses Leben gerade in der modernen Welt in erfüllter und sinnstiftender Weise möglich ist. Hingegen in Parallelgesellschaften unter künstlich geschaffenen vormodernen Bedingungen „mit Gott zu leben“ erscheint mir hinfällig und widersprüchlich.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Peter Uhl