Frage an Hans-Peter Uhl von Jens S. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Dr. Uhl,
die Deutsche Burschenschaft, also der Dachverband, dem Ihre Korporation, die Münchener B! Arminia-Rhenania angehört, befindet sich seit einigen Wochen einmal mehr im medialen Kreuzfeuer, ausgelöst durch Aussagen des Schriftleiters der Burschenschaftlichen Blätter, Norbert Weidner (Alte Breslauer B! der Raczeks zu Bonn), der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer habe "Landesverrat" begangen und seine Hinrichtung sei gerechtfertigt gewesen. Ein Versuch liberaler Burschenschafter, Herrn Weidner seines Amtes zu entheben, ist gescheitert, und die Deutsche Burschenschaft befindet sich lt. diverser Pressemeldungen in einem Auflösungsprozess, sowie einer immer stärkeren Hinwendung gen "rechts". Wie stehen Sie - sowohl als Münchener Burschenschafter, als auch als Politiker, zu den jüngsten Vorgängen in Ihrem Dachverband? Befürworten Sie in diesem Zusammenhang die Entscheidung des bayerischen Innenministeriums, die Münchener Burschenschaft Danubia durch den Landesverfassungsschutz beobachten zu lassen, inklusive einer Erwähnung im Verfassungsschutzbericht?
Mit freundlichem Gruß
Jens Stede
Sehr geehrter Herr Stede,
der Verband Deutsche Burschenschaft ist aufgrund seiner Geschichte heute der einzige dezidiert politische Akademikerverband, naturgemäß mit einer großen Bandbreite politischer Meinungen. Ein kontroverses Ringen um Standpunkte nach demokratischen Regeln ist hierbei grundsätzlich nicht negativ zu sehen.
Ich selbst war nicht auf dem Burschentag zugegen. Aber soweit ich informiert bin, ist die Lage mit dem Wort „Auflösungsprozess“ unzutreffend beschrieben.
Der politische Schaden durch jene diffamierende Äußerung über Dietrich Bonhoeffer ist jedenfalls enorm. Es ist ohnehin schwierig, gegenüber Außenstehenden um eine differenzierte Sichtweise auf Burschenschaften zu werben. Mit derart abwegigen Verlautbarungen verschlechtern sich die Bedingungen zusätzlich. Ich bedaure dies sehr, weil die burschenschaftliche Tradition aufgrund ihrer historischen Verdienste einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft haben sollte.
Ich respektiere voll und ganz die Tätigkeit des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz. Wenn eine Organisation sich zu Unrecht im Verfassungsschutzbericht erwähnt sieht, kann sie eine gerichtliche Überprüfung anstrengen.
Mit freundlichen Grüßen
Uhl