Frage an Hans-Peter Uhl von Gerhard H. bezüglich Wirtschaft
sgh Dr. Uhl
in "Panorama" wurde gezeigt, dass ein großer Teil Ihrer Abgeordneten-Kollegen nur eine vage Ahnung hatten, was der Euro-Rettungsschirm überhaupt bedeutet und über welche Größenordnungen gesprochen wird. Wenn man das sieht, muß man doch das Vertrauen in unsere sogen. "Volksvertreter" verlieren. Haben Sie die Möglichkeit, Einfluß zu nehmen, dass Ihre Kollegen ihr Amt ernster nehmen und nicht nur "Diätenkassierer und Sesselpfurzer" sind.
Ich schätze Sie sehr und auch Ihre Arbeit in den Ausschüssen.
Herzliche Grüße
Gerhard Haas
Sehr geehrter Herr Haas,
Sie erwarten zu Recht, dass über die nominale Höhe der deutschen Haftungssumme laut erweitertem EFSF (211 Mrd Euro) jeder Abgeordnete Auskunft geben kann.
Zwar ist es generell nicht einfach, wenn man ohne Vorankündigung plötzlich ein Mikrophon ins Gesicht gehalten bekommt. Viele Menschen würden in dieser Situation ein wenig auf dem ‚Schlauch‘ stehen. Hinzu kommt in diesem Fall jedoch ein anderes Problem:
Das Rettungsschirm-Konzept beinhaltet eine Vielzahl von Kennziffern, die jeweils nur im Zusammenhang stimmig angegeben werden können: Es ist ein Unterschied, ob wir von der nominalen Garantiesumme des erweiterten EFSF sprechen (780 Mrd Euro mit deutschem Anteil von ca. 27%) oder von der mit AAA-Rating besicherten, maximal verfügbaren Kreditvergabe (440 Mrd Euro). Außerdem stellt sich immer die Frage, ob die Garantiesummen, die seitens des IWF (250 Mrd Euro) und seitens des EFSM (60 Mrd Euro) zum Gesamtpaket hinzukommen, noch mitgezählt werden. Auch dabei ließen sich nämlich die Anteile Deutschlands ausrechnen. Ferner ist bei allen Angaben in der politischen Diskussion oder in den Medien auf den ersten Blick oft unklar, ob die Kredite bzw. Kreditzusagen aus dem Ersten Hilfspaket für Griechenland miteingerechnet sind.
Grundsätzlich ist es in der arbeitsteiligen Gesellschaft so, dass jeder Mensch auf den allermeisten Themengebieten ein Laie ist. Nur in wenige Bereiche kann sich der einzelne genauer einarbeiten. Dies ist auch im Deutschen Bundestag nicht anders möglich. Bei so zentralen Themen wie bei der Euro-Rettungsschirm-Diskussion sehe ich schon die Pflicht, dass sich jeder so gut er kann sachkundig macht und sich ein eigenes Urteil bildet. Aber jeder Abgeordnete ist nach Art. 38 GG in der Wahrnehmung seines Mandats frei.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Hans-Peter Uhl