Frage an Hans-Peter Uhl von Gerhard R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Dr. Uhl,,
es geht um Bundeswehrwerbung in der Schule unter Verletzung der bekannten Grundsätze für die politische Bildung im Unterricht(Verbot der einseitigen Beeinflussung). Dazu gibt es Berichte von Panorama, WDR 3 und der Kinderschutzorganisation Terre des hommes:
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/bundeswehr229.html
Der Soldat: Bundeswehr ist ein ganz normaler Arbeitgeber. Der Lehrer: Das Wort "Krieg" fehlte und auf gesundheitliche Folgen wurde nicht hingewiesen.
http://www.wdr3.de/resonanzen/details/artikel/wdr-3-resonanzen-957d060046.html
Radiobeitrag unter der Überschrift Bundeswehroffiziere vor leeren Klassen? (ganz unten). Die GEW hat schon vor Jahren gegen Bundeswehrwerbung in den Schulen protestiert. Es folgte der Hinweis auf die Reaktion der Kinderschutzorganisation Terre des hommes.
www.tdh.de/schule-ohne-militaer.
Schülervertretungen, Eltern- und Lehrerkonferenzen können sich gegen die Einladung der Bundeswehr wehren. Eltern können für ihre Kinder Ersatzunterricht beantragen, wenn die Bundeswehr in die Klasse kommt.
Unter GEW Kreisverbände Offenbach-Stadt und Offenbach-Land: Gegen ... 23. März 2011 ... Gegen Bundeswehr an den Schulen und gegen die Militarisierung der Gesellschaft! Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach lehnt eine Zusammenarbeit ...
www.gew-offenbach.de/.../index.php?... - Im Cache
finden Sie folgende Nachricht:
Mit Unterstützung durch die GEW hat sich die Käthe-Kollwitz-Schule zur BUNDESWEHRFREIEN SCHULE erklärt.
Wie bewerten Sie das?
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
es liegt in der freien Entscheidung der Schule und letztlich in der Entscheidung desjenigen Lehrers, um dessen Unterrichtsstunde es sich handelt, ob ein Jugendoffizier der Bundeswehr vor einer Schulklasse auftreten kann. Wenn dies nicht gewünscht wird, findet es eben nicht statt.
Wenn es nach Auffassung der Schule zu einseitig wäre, nur einen Vertreter der Bundeswehr in die Schule einzuladen, so könnte sie ja beispielsweise – zusammen mit dem Jugendoffizier – auch einen weiteren Referenten einladen, der einen womöglich kritischen Standpunkt gegenüber dem Militärischen oder speziell gegenüber der Bundeswehr vertritt.
Ich finde es grundsätzlich sinnvoll, zum Zweck der politischen Bildung (auch) die Bundeswehr in die Schulen einzuladen. Schließlich ist die Bundeswehr ein wichtiges Verfassungsorgan in unserem demokratischen Rechtsstaat. Warum sollten wir Schüler also abschirmen vor dem direkten Gespräch mit Bundeswehrangehörigen?
Eine Schule mit kämpferischer Widerstandspose für „bundeswehrfrei“ zu erklären, halte ich für einen Fehler. Schließlich ist eine derart radikale Feindschaft gegenüber der Bundeswehr ihrerseits sehr einseitig und widerspricht den Grundsätzen der politischen Bildung, die Sachlichkeit, Ausgewogenheit und Toleranz erfordern würden. Die Schule sollte kein Ort der politischen Agitation sein, sondern ein Ort der Information und der fairen Diskussion.
Übrigens: Jugendoffiziere, die Schulen besuchen, sind gehalten, ein offenes Informationsgespräch zu führen, nicht jedoch ‚Indoktrination‘ pro Bundeswehr oder gar aktive Nachwuchswerbung zu betreiben. Wenn dies im Einzelfall dennoch geschehen sein sollte, wäre dies in diesem Fall kritisch aufzuarbeiten. Ich sehe jedoch keinen Grund, Schülern das Gespräch mit Jugendoffizieren der Bundeswehr generell vorzuenthalten.
Mit freundlichen Grüßen
Uhl