Frage an Hans-Peter Uhl von Ralf S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sie erklärten der Zeitung gegenüber: "Die CSU hält an Guttenberg fest. Alles andere wäre auch töricht. Einen Politiker wie Guttenberg zu haben, ist für eine Partei wie ein Sechser im Lotto - auch bei solchen Vorwürfen. Denn das sind Vorwürfe, bei denen es um Fußnoten geht und nicht um Politik."
Sehr geehrter Herr MdB Dr. Uhl,
Sie als promovierter Jurist äußern sich in der Art?
Bei aller Achtung für die Fähigkeiten der Familie von Guttenberg im Widerstand, als auch für die seines Großvaters und Vaters, kann ich nur entsetzt sein über Ihre obige Äußerung und Bewertung. Sie rechnen mit der Dummheit der Masse (was ist denn schon eine Fußnote, bei der Belastung dieses Amtes mit ständigen Toten im Krieg und auf Segelschiffen??) und setzen auf die vorhandenen Positiv-Emotionen für Frau u. Herrn von Guttenberg , die ja unzweifelhaft in der breiten Bevölkerung vorhanden waren und sind - ursprünglich auch einmal bei mir.
Wenn Sie als promovierter Jurist den Umgang des H.KT v. G. nach der Aufdeckung der "Nachlässigkeiten"- sein scheibchenweises Zugeben - das alles mit ein "paar Fußnoten" abtun, die "fehlen", dann kann einem Angst werden, wie Abgeordnete des Deutschen Bundestages denken.
Das ist doch keine Nachlässigkeit oder Schlamperei. Hier bestand eine durchgängige Systematik.
Es gab auch keine Verpflichtung zur Promotion des H. KT zu G. Der Doktorant gab auch eine Eidesstattliche Erklärung bei klarem Verstand vorher ab.
Er hat die Promotion eben mal leicht hüpfend und lächelnd so mit durchgezogen-gut für die Eitelkeit.
Was haben wir nur für Juristen in diesem Lande?
Zu DRR-Zeiten erhielten Juristen für entsprechende Staats-Huldigungsarbeiten ihr Diplom und ihren Doktortitel -ohne wissenschaftliche Substanz ihrer Arbeit - zugesprochen.
Da wusste man aber den Titel und den Träger einzuschätzen.
Anscheinend ist das heute auch nicht viel anders, wenn man entsprechend vernetzt oder "verfilzt" ist -oder? Der Fall KT zu G passt der zum C der Union?
Glück Auf
Sehr geehrter Herr Schenk,
Ihre Frage ist unsachlich; Ihr Vergleich mit der Juristenausbildung in der DDR ist völlig abwegig.
Trotzdem will ich diese Gelegenheit nutzen, meinen Standpunkt mitzuteilen.
Karl-Theodor zu Guttenberg hat über sechs Jahre lang an seiner Dissertation gearbeitet, berufs- und familienbedingt von einigen längeren Pausen unterbrochen. Ich stelle es mir so vor, dass durch dieses unkontinuierliche Arbeiten die Kontrolle über die Textdokumente verloren ging. Das selbst Geschriebene und der aus digitalen Medien zusammenkopierte Forschungsstand wurden vermengt. Im Ergebnis eine höchst unerfreuliche Schlamperei, zumal was das Ausmaß dieser Panne anlangt.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass die Anti-Guttenberg-Kampagne unverhältnismäßig war. Auch die Kommunikation der Uni Bayreuth macht keinen sehr soliden Eindruck. Angeblich will die Universität in einem geordneten Verfahren allen Vorwürfen unbefangen nachgehen und das Fehlverhalten in einer Gesamtbewertung klassifizieren. Und dann stellt sich – bevor das Verfahren überhaupt begonnen hat – dieser Professor Lepsius marktschreierisch ins Fernsehen und spricht schon von Vorsatz und Betrug.
Die Rückgabe des Doktorgrades war natürlich unvermeidlich. Dies hätte aber gereicht. Ein Amtsverzicht wäre nach meiner Auffassung nicht nötig gewesen. Ich hoffe und vertraue auf eine Rückkehr Herrn zu Guttenbergs in die Politik. Er ist ein hervorragender Diplomat, politischer Kommunikator und ministerieller Dienstherr gewesen. Es wirft kein gutes Licht auf die politische Kultur in unserem Land, wenn alle Medien im Rudel rennen und vor lauter Lust am Skandal, am Negativen und am Kaputtmachen jedes differenzierte Gesamturteil auf der Strecke bleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Peter Uhl