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Hans-Peter Uhl
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Frage von Jonathan M. •

Frage an Hans-Peter Uhl von Jonathan M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehter Herr Dr. Uhl,

die Bundesregierung möchte Spiele wie Paintball verbieten. Dabei schießen Leute mit Farbkugeln aufeinander. Jetzt gibt es für Paintball Markierer auch mit Wasser gefüllte Bälle. Dabei werden die Leute nur naß, und nicht mit Farbe markiert.

Zum Beispiel diese hier:
http://www.rap4.com/paintball/images/Paintball/Bottle_of_Water_Ball.jpg

Wäre das schießen mit Wasserkugeln auch vom Verbot umfasst? Worauf kommt es an bei dem Verbot? Auf das Aussehen der Markierer? Auf die verwendete Munition? Farbe oder Wasser? Macht es einen Unterschied ob die Munition in Form eines Strahles oder in Form einer Kugel austritt?

Mit freundlichen Grüßen,

Jonathan Müller

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Müller,

der aktuelle Sachstand ist folgender: nach Verabredungen der Innenpolitiker der großen Koalition soll ein neuer § 118a in das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) eingefügt werden:

" (1) Ordnungswidrig handelt wer,
1. Spiele veranstaltet, bei denen die Tötung oder Verletzung von Mitspielern unter Einsatz von Schusswaffen oder diesen nachgebildeten Gegenständen als Haupt- oder Nebeninhalt simuliert wird,
2. hierfür Grundstücke, Anlagen oder Einrichtungen bereitstellt oder
3. an solchen Spielen teilnimmt. "

Zum Ablauf: Die Fraktionen werden Ende Mai über diesen Vorschlag beraten. Wenn die Fraktionen diese Regelungsabsicht mittragen, wird im Juni/Juli die Gesetzesänderung beschlossen. Die Regelung würde dann mit einer längeren Übergangszeit in Kraft treten.

Zum Inhalt des Regelungsentwurfs: Wie Sie sehen, kommen die Begriffe Paintball, Gotcha o.ä. darin nicht vor. Ebenso wenig wird eine Aussage über die Farbe der Kugeln etc. gemacht. Die "Markierer" als solche sind nicht das Problem.

Das Problem ist im Kern das Zielen und Schießen auf Mitspieler mit gewehrähnlichen Geräten, die wie Handfeuerwaffen angelegt und bedient werden.

Im Zusammenhang mit gefechtsmäßigen Bewegungsarten (Gleiten, Kriechen, Deckung suchen etc.) ergibt der Gebrauch der sog. "Markierer" das Bild einer (Menschen-) Jagd- bzw. Kampfübung mit dem Ziel, die Mitspieler zu treffen und somit - in Simulation - kampfunfähig zu schießen.

Sofern eine solche Übung keinerlei dienstlichen Zweck erfüllt (Ausbildung Polizei und Bundeswehr, Stichwort: Gewaltmonopol des Staates), sondern sich als Spaß und Spiel versteht, wird ein ethisches Problem und davon abgeleitet eine Frage für den Gesetzgeber aufgeworfen.

Die Probleme, die ich und meine SPD- und CDU-Kollegen bei diesen ´Spielen´ sehen, wären also sofort gelöst und beseitigt, wenn nicht auf Mitspieler, sondern auf irgendwelche anderen Ziele (Scheiben o.ä.) geschossen würde. Ich bin sicher, dass man auch mit derart veränderten Spielregeln einen interessanten und vergnüglichen Mannschaftssport organisieren könnte.

Jetzt können Sie sagen: Meine Betrachtung ist altmodisch. Schließlich spielen alle freiwillig mit, erst ab 18, niemand wird verletzt, bislang gab es keinen Zusammenhang mit Amokläufen etc. etc.

Ich kenne alle Pro-Paintball-Argumente. Ich kenne persönlich auch einige Leute, die Paintball gern spielen oder gespielt haben und unterstelle natürlich nicht, dass Paintball-Spieler im Zweifelsfall gefährlich, amoralisch o.ä. sind.

Meine Frage ist: Sollen wir uns als Gesellschaft weiterhin daran gewöhnen, dass quasi-gefechtsmäßig Menschen mit Quasi-Gewehren aus Spaß und Spiel aufeinander schießen? Sind wir gut beraten, derlei ´Sport´ weiterhin als harmlos, banal und witzig betrachten?

Da ich das Reden von ´Werten´ und Humanität nicht als Sonntagsgefasel, sondern als Verpflichtung für die Ordnung des Zusammenlebens betrachte, musste diese Frage meiner Meinung nach auf die Tagesordnung. Aber natürlich ist mir bewusst, dass man letztlich über ein Verbot (Ordnungswidrigkeit) in diesem Fall mit guten Gründen unterschiedlicher Meinung sein kann.

Ich sehe übrigens nicht im Ansatz eine sinnvolle Vergleichbarkeit mit Fechten, Völkerball und Wasserpistolen.

Mit freundlichen Grüßen
Uhl