Frage an Hans-Peter Friedrich von Sven H. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Dr. Friedrich,
zusammen mit dem DOSB hat Ihr Ministerium den Medallienplan für die deutschen Athleten (m/w) bei den just zu Ende gegangenen olympischen Sommerspielen aufgestellt. Darin heißt es lt. Spiegel-Online, dass insgesamt 86x Edelmetall, davon 28x Gold erwartet wurde. Die tatsächliche deutsche Bilanz ist hinlänglich bekannt. Meine Frage an Sie in diesem Zusammenhang:
Wie kann der Anspruch die Realität so krass ignorieren?
Bei den Spielen in Peking vor vier Jahren holten die deutschen Sportler insgesamt 41 Medallien, verglichen mit den von Ihnen geforderten 86 entpricht das einer Steigerung von über 100% in vier Jahren. Selbst die Bilanz von Barcelona (33/21/28; Summe: 82) stellt dieser Plan in den Schatten.
Zweifellos lief (insbesondere bei den Schwimmern) einiges schief, das allein ist aber keine Erklärung dafür, dass insgesamt 45 Medallien - nun ja - "fehlen."
Mich interessiert konkret das Verfahren an sich wie diese Zahlen zustande kommen. In dem Zusammenhang interessiert mich insbesondere, warum in diesem Plan Edelmetall von beiden Handballmannschaften (m/w) erwartet wurde, obwohl sich diese noch nicht einmal für die Spiele qualifiziert haben.
Für ihre Antwort bedanke ich mich im Voraus.
mit freundlichen Grüßen,
Sven Häse
Sehr geehrter Herr Häse,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 13. August 2012.
Die Zielvereinbarungen, die als Basis der Medaillenerwartungen an den deutschen Spitzensport angesehen werden können, wurden bereits 2008 - nach der Auswertung der Olympischen Spiele in Peking - sportintern, d.h. zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Bundessportfachverbänden erarbeitet und auch nur vom DOSB und dem jeweiligen Verband unterzeichnet.
Wie bereits die Bezeichnung „Zielvereinbarung“ verdeutlicht, handelt es sich bei den vereinbarten Erfolgen um Ziele, die angestrebt werden sollten. Hierbei ging man nicht davon aus, dass es sich um das tatsächliche Endergebnis handelt; es sollten vielmehr ehrgeizige Ziele formuliert werden, deren Erreichung das Optimum gewesen wäre. Da die Zielvereinbarungen die Überlegungen 2008 abbilden, sind gerade bei den Ballsportarten nach der damaligen Situationseinschätzungen noch die Medaillenhoffnungen enthalten. Gerade bei der deutschen Herrenhandballmannschaft, die 2007 Weltmeister wurde, war es nicht unangemessen, auch auf einen Erfolg 2012 in London zu hoffen. Dies gilt aber nicht nur für den Handball, sondern auch für den Fußball. Insbesondere in den Mannschaftssportarten ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele nicht wie erhofft verlaufen. Durch die Nichtqualifikation können dies Medaillen natürlich nicht mehr in die Bewertung der Ergebnisse von London einbezogen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Peter Friedrich MdB
Bundesminister des Innern