Frage an Hans-Peter Friedrich von Marcel U. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Dr. Friedrich,
wie in den Zeitungen zu lesen ist, haben Sie die amerikanische Ministerin Janet Napolitano zur Ermordung Osama bin Ladens beglückwunscht. Wussten Sie zu diesem Zeitpunkt, dass bin Laden unbewaffnet war, als er durch zwei Kopfschüsse getötet wurde?
Des Weiteren würde mich interessieren, wie Sie es mit Ihrem christlichen Glauben vereinbaren können, die Ermordung eines Menschen zu feiern. Etwa durch das Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn", welches anscheinend im Alten Testament erwähnt wird?
Haben Sie irgendwelche anderen völkerrechtlichen Bedenken an der Militäraktion, die auf pakistanischem Boden stattgefunden hat (z.B. Souveränitätsverletzung) ?
Da auch die Bundeskanzlerin und der Außenminister Ihre Meinung teilen, bin ich um die Zukunft unseres Rechtsstaates besorgt. 1961 wurde Adolf Eichmann wenigstens noch der Prozess gemacht, bevor man ihn exekutierte. Sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem gezielte Tötungen als akzeptiertes Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen angewandt werden?
Bis jetzt hat die Bundesregierung die meisten Menschenrechtsverletzungen der USA in diesem Jahrtausend (u.a. Guantanamo, Abu-Ghraib, Haditha, "Killing-Teams", Bradley Manning, Luftangriffe bei Garani u.a.) schweigend zur Kenntnis genommen. Ist der Bundesregierung im Krieg gegen den Terror jedes Mittel Recht oder wird es in Zukunft Kritik seitens der christlich-liberalen Koalition an solchen Praktiken der US-Regierung geben?
Falls Sie sich Zeit nehmen meine Fragen zu beantworten, bedanke ich mich dafür
Mit freundlichen Grüßen
M. Ullrich