Portrait von Hannelore Kraft
Hannelore Kraft
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hannelore Kraft zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Klaus G. •

Frage an Hannelore Kraft von Klaus G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Fr. Kraft.

Sie wollen den Unternehmen wie H. Westerwelle auch billige Arbeitskräfte ( 1 € Jober) anbieten?

Meine Frage: Wollen Sie noch mehr Arbeitsplätze in Deutschland vernichten ???

Dortmund. Laut einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeit (BA) vernichten Ein-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze. Über 1000 Betroffene hat die BA im Rahmen der Untersuchung befragt. Fast jeder Zweite sagt, er würde die gleiche Arbeit wie ein festangestellter Kollege verrichten.

Ein-Euro-Jobs vernichten reguläre Arbeitsplätze. Das ergibt eine Studie der Bundesanstalt für Arbeit. Auch der Bundesrechnungshof, der Zentralverbands des Deutschen Handwerks und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände kommen zu diesem Ergebnis. In einer Sonderauswertung der noch unveröffentlichten Befragung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) unter 1232 Personen sagte nahezu jeder Zweite aus, dass er mit seinem Ein-Euro-Job einen regulären Arbeitsplatz verdrängt. 45 Prozent sagten, sie würden die gleiche Arbeit wie ein festangestellter Kollege verrichten. Jeder Vierte gab zu Protokoll, dass für seine Arbeit sogar eine abgeschlossene Ausbildung erforderlich sei.

Mit freundlichem Gruß

Klaus Grauer

Portrait von Hannelore Kraft
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Grauer,

vielen Dank für Ihre Mail vom 8. März 2010.

Ich nutze gerne die Gelegenheit, Ihnen unseren Vorschlag für einen Sozialen Arbeitsmarkt näher zu erläutern:

Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose mit kaum überwindbaren Vermittlungshemmnissen zu schaffen, weil sie oft keine Aussicht mehr auf einen regulären Arbeitsplatz haben. Wir wollen diesen Menschen eine Beschäftigungsperspektive auf Dauer eröffnen. Arbeit hat eindeutig mit Selbstwertgefühl und auch mit Würde zu tun. Zeitlich befristete Jobs helfen dieser Gruppe von Langzeitarbeitslosen nicht weiter, denn nach spätestens einem Jahr sind sie wieder ohne Arbeit.

Das Angebot des Sozialen Arbeitsmarktes ist freiwillig und keine Pflicht. Damit unterscheiden wir uns ganz eindeutig von den populistischen Forderungen von Herrn Westerwelle, der Gesellschaftsgruppen gezielt gegeneinander ausspielt. Ich bin ganz sicher, dass viele Menschen dieses Angebot annehmen werden, denn die ganz große Mehrheit der Arbeitslosen will gerne arbeiten.

Klar ist, dass durch diese Arbeit für die Gesellschaft reguläre Arbeitsplätze nicht gefährdet werden dürfen. Vielmehr sollen in kommunalen Bündnissen Städte und Gemeinden mit der Bundesanstalt für Arbeit beziehungsweise den Argen, Arbeitgebern und Gewerkschaften festlegen, wo diese gemeinwohl-orientierten Arbeitsplätze eingerichtet werden können. Damit ist auch ausgeschlossen, dass ein Konkurrenzdruck in Richtung Billiglohn entsteht. Es geht also gerade nicht darum, ´Unternehmen billige Arbeitskräfte anzubieten´, wie Sie befürchten.

Für uns ist zentral, dass die in diesem öffentlich geförderten Beschäftigungssektor tätigen Menschen sinnvolle Arbeit verrichten und mit ihrer Tätigkeit ihre Existenz selbst sichern können. Die Entlohnung der Langzeitarbeitslosen, die das Angebot annehmen, muss spürbar oberhalb der ALG 2-Zahlungen liegen. Darüber hinaus muss der Staat die Sozialversicherungskosten übernehmen, damit sie auch in die Sozialsysteme einzahlen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Konzept, das auch Bestandteil unseres Wahlprogramms ist, einen wichtigen Schritt hin zu mehr Teilhabe für die betreffenden Langzeitarbeitslosen bedeutet.

Mit freundlichen Grüßen

Hannelore Kraft