Hakan Demir
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SPD
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Frage von Kateryna P. •

Warum ist Bildung in Deutschland für Flüchtlinge aus dem besetzten Gebiet (Krim) nicht möglich? Welche Lösung bietet Deutschland für solche Kinder an? Was sollen wir in dieser Situation tun?

Wir sind aus dem besetzten Gebiet der Krim/ Sewastopol, nach Berlin gezogen. Meine Tochter, die damals minderjährig war, kam ebenfalls mit. Jetzt wurden ihre Dokumente von Uni-Assist trotz ausgezeichneter Noten und einem C1-Niveau in Deutsch nicht anerkannt.
Antwort des Portals:
Ihre Zeugnisse reichen nicht aus, um Zugang zu einer deutschen Hochschule zu erhalten. Auch der Besuch eines Studienkollegs ist nicht möglich.
Sie haben einen Schulabschluss und Studienleistungen nach staatlichem aus der Krim / Sewastopol vorgelegt. Die Ukraine, die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union erkennen die Halbinsel Krim völkerrechtlich nicht als Gebiet der Russischen Föderation an.
Das bedeutet, Deutschland erkennt nicht einmal ihre schulische Bildung an. Das Unverständlich ist, dass die Dokumente von Kindern aus Russland problemlos akzeptiert werden, während Kinder, die zu Geiseln eines Aggressorlandes wurden und in der Besatzung lebten, am Ende nicht studieren können...

Hakan Demir
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau P.,

herzlichen Dank für Ihre Frage und für die Schilderung der Situation Ihrer Tochter.

Ich stimme Ihnen zu, dass die Zukunft eines jungen Menschen nicht davon abhängig sein sollte, wo man aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist die Wahrung der territorialen Integrität eines Landes ein wichtiger völkerrechtlicher Grundsatz und Voraussetzung für die Wahrung des Friedens. Deshalb kann Deutschland nicht ohne Weiteres als völkerrechtswidrig betrachtete Hoheitsakte anerkennen – auch wenn dies beispielsweise auf der Krim ausgestellte Bildungsabschlüsse betrifft.

Ich bin aber wie gesagt der Meinung, dass es die Verantwortung der staatlichen Stellen und der Hochschulen in Deutschland ist, jungen Menschen wie Ihrer Tochter einen Weg zum Studium aufzuzeigen. Dies geschieht nach meinen Recherchen in Abstimmung mit der Ukraine durch die sogenannte Externenprüfung, durch die Abiturient:innen von der Krim ihr Wissen als ukrainischen Abschluss anerkennen lassen können. Dieser Abschluss wird dann wiederum problemlos von den deutschen Hochschulen anerkannt.

Für Auskünfte sowie die organisatorische Unterstützung im Verfahren sind neben dem ukrainischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft auch die sogenannten Bildungszentren „Krim-Ukraine“ (ukr. „osvitni centry Krym-Ukrajina“) zuständig, die an einzelnen ukrainischen Hochschulen sowie Einrichtungen der beruflichen Vorhochschulbildung (sog. „fachovi koledži“) angesiedelt sind. Ich würde Ihnen daher empfehlen, für den Anerkennungsprozess mit der ukrainischen Botschaft, direkt mit dem ukrainischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium oder mit einer der beteiligten Hochschulen in Kontakt zu treten.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen in dieser schwierigen Lage etwas weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen

Hakan Demir

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