Frage an Gunnar Ott von Tim E. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Ott,
ich bin Schülervertreter des Gymnasium Ulricianum im Kreisschülerrat Aurich und bin daher an bildungspolitischen Themen interessiert.
2011 werden in Niedersachsen zwei Abiturjahrgänge gleichzeitig die Schule verlassen. Wie werden Sie für eine zu diesem Zeitpunkt ausreichende Anzahl an Studienplätzen sorgen? Werden für dieses Problem zusätzliche Mittel bewilligt?
Ich würde mich über Informationen von Ihnen freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Tim Evers
Moin, Tim Evers!
In den vergangenen Tagen habe ich mir nicht nur den Kopf über Deine Frage zerbrochen, sondern auch sogenannte Fachleute aus dem Bereich der Bildungspolitik kontaktiert, gerade auch aus Nicht-Partei-Bereichen.
Ich bekam auch herrliche lange Antworten, vollgestopft mit Fremdwörtern, geschwollenen Formulierungen und Worthülsen. Offensichtlich bekommt man mit immer höherer Bezahlung auch immer weniger Ahnung, wie normale Menschen reden.
Ein Ergebnis war, dass offensichtlich wesentlich mehr Geld in die Schulen und Hochschulen hineingepumpt wird. Außerdem werden weniger bekannte Unis deutlich unterstützt, sich bekannter zu machen. Es mag angesichts überfüllter Hörsäle seltsam klingen, aber selbst heute könnte man deutlich mehr Studenten aufnehmen - wenn nicht häufig der Studienort nach Image-Wahl ausgesucht würde. Das bedeutet nichts anderes, als dass man auch weiter entfernte und kleine Unis durchaus in Betracht ziehen sollte, auch im Osten Deutschlands, auch im Südwesten und auch jenseits der Großstädte. Dass klassische Studienstandorte überlaufen sind, heißt noch lange nicht, dass dort die beste Hochschulausbildung stattfindet.
Nur weil einmal zwei Jahrgänge fertig werden, werden sicherlich keine neuen Unis aufmachen. Auf der anderen Seite steigt seit Jahren zusätzlich der Trend, im Ausland zu studieren, bzw. immer mehr Abiturienten gehen statt an Unis an Fachhochschulen und immer mehr Abiturienten schalten ersteinmal eine Berufsausbildung dazwischen. Letzteres geschieht auch ohne doppelten Abi-Jahrgang immer häufiger, weil der Arbeitsmarkt den klassischen Studenten immer weniger sucht. Eine möglichst interessante Lern-Biographie, mit Berufsausbildung, Auslandsaufenthalt, mehreren Abschlüssen und Zeiten praktischer Arbeit im Beruf ermöglicht auch die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Patentrezepte für den doppelten Abi-Jahrgang 2011 hat keine Partei, aber die oben genannten Hilfen werden aus meiner Sicht das Problem deutlich entschärfen.
Wenn ich die Chance habe, persönlich auf die Politik Einfluss zu nehmen, werde ich als FDP-Landtagskandidat noch etwas ganz anderes machen. Aus meiner Sicht sind die Lehrpläne der Unis doch recht weit weg von der Praxis. Statt irgendwelcher abgehobenen Studien sollte eine wesentlich stärkere internationale Vernetzung und eine wesentliche stärkere praktische Einbindung in konkrete Berufsbilder erfolgen. Sonst ist der Master- oder Bachelor-Abschluss nämlich nur ein Idiotentest und im Beruf heißt es später: "So, nun vergessen Sie mal alles, was Sie gelernt haben, bei uns läuft das ganz anders". Eine hohe Praxisverzahnung sorgt auch dafür, dass man wesentlich besser und schneller erkennt, ob man für den Beruf geeignet ist. Vielleicht sogar dafür, dass man ersteinmal erkennt, welche Berufsbilder es eigentlich gibt.
Wenn ich kann, werde ich alles tun, um Euch Schülerinnen und Schülern zu helfen - Diätenerhöhungen will ich ohnehin nicht (eine Diät ist für mich eine Abmagerungskur und Politiker bekommen eh schon viel zu viel Geld für den Murks den sie verzapfen, wie z.B. schwachsinnige Studiengebühren, die Reiche bevorzugen aber intelligente Arme ausschließen). Statt irgendwelche Diätenerhöhungen zu beschließen, sollte man dieses Geld lieber in Kinder, Familie oder Bildung investieren.
Der Fisch stinkt vom Kopf. Schau mal unter www.fdp-ov-aurich.de, was ich unter dem Kapitel "DYNAMIT" geschrieben habe.
Mit mitmenschlichen Grüßen
Gunnar Ott
FDP-Landtagskandidat 2008
(Einmal im Jahr bin ich übrigens am Ulricianum aus beruflichen Gründen und informiere die Abgangsklassen über ihre Möglichkeiten nach dem Abitur z.B. ein freiwilliges soziales Jahr, Grundwehrdienst, Zivildienst im In- und Ausland, ein ökologisches Jahr, Au-Pair, Stipendien, Studien, Fachpraktika usw. zu machen.)