Frage an Gregor Gysi von Michael K. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Gysi,
selbst in dieser wirtschaftlichen Ausnahmesituation wird immer noch gegen Konjunkturpakete eingewandt, dass sie die Staatsverschuldung ins Unermessliche treiben und dass das von den nachfolgenden Generationen finanziert werden muss. Allerdings hört man das eher aus konservativen und wirtschaftsliberalen Kreisen sowie von (Schein-)Sozialdemokraten, jedoch nicht aus linken Kreisen.
Ist das mit der Generationengerechtigkeit das Gleiche wie früher laut Karl Marx mit der Religion? Ist sie auch nur Opium fürs Volk, also ein Vorwand, um die Menschen für das, was sie heute erleiden müssen, auf später zu vertrösten und dadurch harte Einschnitte von ihnen zu verlangen, die nur im Interesse einer wohlhabenden Schicht sein können?
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Kessler
Sehr geehrter Herr Kessler,
der Bundeshaushalt muss anders geführt werden als der Privathaushalt. Im privaten gilt, dass man dann mehr Geld ausgeben kann, wenn man mehr hat und weniger ausgeben muss, wenn man weniger hat.Der Bundeshaushalt muss umgekehrt reagieren. Wenn er wenig Einnahmen hat, weil die Konjunktur zurückgeht, muss er ein Konjunkturprogramm starten, auch um den Preis einer Neuverschuldung. Wenn er dann allerdings hohe Einnahmen hat,weil die Konjunktur sprudelt, muss er Schulden abbauen. Die meisten Bundesregierungen verhalten sich leider genau umgekehrt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi