Frage an Gregor Gysi von Hans-Günter G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Genosse Gysi,
als Parteimitglied der ersten Stunde, habe ich am 07.06.2015 auf PHÖNIX Deine letzte Rede als Fraktionsvorsitzenden der Partei DIE LINKE mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits war ich von Deiner brillanten Rhetorik sehr angetan, andererseits musste ich gerade in den letzten Monaten ein Aufweichen Deiner Prinzipien feststellen. Deine Anbiederung an die SPD, um bei der nächsten Wahl ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis möglich zu machen, wird bei dem derzeitigen Zustand von SPD und Grünen, von vielen Mitgliedern und Sympathisanten nicht verstanden.
Schon die offen ausgetragenen Unstimmigkeiten zwischen Dir, Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht, habe ich sehr negativ zur Kenntnis genommen, zumal ich Sahra Wagenknecht als eine der herausragenden Persönlichkeiten der Linkspartei für die Zukunft halte, die auch der Kanzlerin Paroli bieten kann. Nun wird die Partei eine Nachfolgerin oder Nachfolger für den Fraktionsvorsitz suchen müssen und es wäre für mich ein Grund des Austritts, sollte die Partei auf eine Politikerin wie Frau Wagenknecht in führender Position verzichten. Ich bin der festen Überzeugung, dass nur sie an der Spitze der Fraktion, die Linkspartei weiter vorwärts bringen kann. Würde sie ausgeschlossen oder zum "Verzicht" gedrängt werden, würde sich DIE LINKE auf das Niveau der AfD begeben.
Meine Fragen an Dich:
Wirst Du Frau Wagenknecht zu einer Kandidatur zum Fraktionsvorsitz ermuntern und unterstützen? Würde Dietmar Bartsch eine Vorsitzende Wagenknecht akzeptieren und wäre er mit dem Stellvertreterposten einverstanden, oder drohen wieder Flügelkämpfe und Geschachere um Posten?
Für Deine Antwort bedanke ich mich schon jetzt recht herzlich.
Hans-Günter Glaser
Lieber Genosse Glaser,
Deine Nachricht vom 8. Juni hat mich erreicht. Schon vor längerer Zeit habe ich Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch als Ko-Vorsitzende für die Fraktion nach meinem Ausscheiden vorgeschlagen. Dabei ist es auch geblieben. Allerdings hatte Sahra plötzlich erklärt, dass sie nicht mehr kandidieren will. Ich glaube aber, dass sie ihre diesbezügliche Entscheidung korrigieren wird.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi