Frage an Gregor Gysi von Frank P. bezüglich Staat und Verwaltung
Sehr geerte Dr. Gregor Gysi
Sie sagten in einem Interview das der Westen 10 Strukturen aus dem Osten hätte
übernehmen sollen.
Welche 10 Strukturen meinten sie in diesem Interview?
mit freundlichen grüßen Frank Pietzner
Sehr geehrter Herr Pitzner,
Ihre Nachricht vom 1. Oktober hat mich erreicht.
Die Zahl 10 war eher zufällig gewählt. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es Strukturen im Osten gab, die man hätte einführen müssen, damit die Menschen im Westen ein wirkliches Vereinigungserlebnis gehabt hätten.
Ich denke z. B. an das flächende Kindertagesstättennetz für Kinder vom 0. Bis zum 3. Lebensjahr und für Kinder vom 3. Bis zum 6. Lebensjahr. Ich denke daran, dass es an jeder Schule eine stellvertretende Direktorin bzw. einen stellvertretenden Direktor gab, die bzw. der für ausreichende Nachmittagsangebote für Schülerinnen und Schüler verantwortlich war. So konnten beide Eltern einer vollen Berufstätigkeit nachgehen. Ich denke ferner an die Berufsausbildung mit Abitur. Gute Schülerinnen der 10. Klasse, konnten einen Beruf erlernen und zugleich das Abitur absolvieren. Dann wurde jemand Chemiefacharbeiter, der anschließend Chemie studieren wollte. Ich denke auch an den Mittelbau der Universitäten, der viel besser organisiert war als heute. Man kann auch an den Erhalt der kleinen Theater denken und die gänzlich anderen Strukturen, die es an Theatern gab. Ich fand auch die Einrichtung eines Hausarbeitstages pro Monat nicht schlecht. Insbesondere die Frauen erhielten einen Tag, um alles erledigen zu können und dieser Tag wurde bezahlt. Die Gebühren für Kindertagesstätten waren extrem niedrig und es gab ein vollwertiges Essen für die Kinder sowohl in Kindertagesstätten als auch an Schulen fast gebührenfrei.
Aber ich höre auf. Es wäre mir nur wichtig gewesen, dass die Westdeutschen eine Steigerung ihrer Lebensqualität durch die Übernahme der einen oder anderen Oststruktur erlebt hätten. Ein solches Erlebnis ist ihnen nicht vergönnt worden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi