Frage an Gregor Gysi von Guntram S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Gysi,
Auf der Seite
http://de.statista.com/themen/293/durchschnittseinkommen/
findet sich das folgende Zitat:
"Betrachtet man das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer (ohne Sonderzahlungen) nach Wirtschaftsbereichen, so stellt man fest, dass im Bereich der "Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen" zurzeit die höchsten Löhne gezahlt werden."
Nun ist der o.g. Wirtschaftsbereich einer derjenigen, die KEINEN CENT materiellen Wohlstand produzieren, sondern nur Geld verwalten, von B nach A schieben, von dort vielleicht nach C und dann wieder nach B oder D.
Eine vergleichbare Aussage kann man sicher auch für andere Verwaltungstätigkeiten machen.
Ist das Dilemma der deutschen Wirtschaft, dass wir zuviele Menschen in Verschiebebahnhöfen beschäftigen, die direkt oder indirekt von der produzierenden Wirtschaft mit finanziert werden müssen, durch Steuern, Versicherungsbeiträge, Kreditkosten, Verwaltungsabgaben etc.?
Ist eine Erklärung für die Tatsache, dass immer mehr Bürger wirtschaftlich gegen eine "gläserne Decke" stoßen vielleicht darin zu sehen, dass zu viel Umverteilungswirtschaft, Funktionärstum und Verwaltungsapparate finanziert werden, und dadurch dann die wirklich WICHTIGEN DINGE "unbezahlbar" werden, weil jeder lieber so einen Bürojob macht, wo er vielleicht sogar bequem in anonyme Töpfe greifen kann, als mal was zu PRODUZIEREN?
Ist eine Erklärung für das Scheitern des "Arbeiter- und Bauernstaates" eventuell, dass NICHT die ARBEITER und BAUERN, sondern Parteifunktionäre und Verwaltungsapparat profitierten, d.h. zu viel Personen damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zu kontrollieren, aber zu wenige wirklich was Produktives gemacht haben?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guntram Seiss
Sehr geehrter Herr Seiss,
Ihre Nachricht vom 21. Mai hat mich erreicht. Neben der Produktion sind auch Dienstleistungen ein wichtiger Bereich. Im Verhältnis zu anderen Ländern hat Deutschland ein äußert geringes Personal im öffentlichen Dienst.
Ich stimme Ihnen aber zu, dass wir eine Deregulierung der Finanz- und Versicherungswirtschaft benötigen, womit verbunden wäre, dass dort auch weniger Angestellte benötigt werden würden.
In den letzten Jahren hat es eine gigantische Umverteilung von unten nach oben gegeben und deshalb ist eine Situation eingetreten, in der man sich scheinbar bestimmte Dinge nicht mehr leisten kann. Wer soziale Gerechtigkeit fordert, muss auch Steuergerechtigkeit fordern.
In Ihrem letzten Absatz stimme ich Ihnen zu. Die DDR hätte gänzlich anders strukturiert sein müssen, um sich erfolgreich entwickeln zu können. So ging das Ganze nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi