Frage an Gregor Gysi von Ralf O. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Gysi,
Sie sind ja wie die meisten Mitglieder der Linkspartei Befürworterin des Euro und der Eurobonds.Mit Interesse vernehme ich flgenden Diskussionsbeitrag ihres Mitglieds Oskar Lafontaine zum Euro:
"Wenn reale Auf- und Abwertungen auf diesem Wege nicht möglich sind, , dann muss man die einheitliche Währung aufgeben und zu einem System zurückkehren, das, wie beim Vorläufer der Währungsunion, dem Europäischen Währungssystem, Auf- und Abwertungen erlaubt. Im Kern geht es darum, kontrollierte Abwertung und kontrollierte Aufwertung über ein von der EU getragenes Wechselkursregime wieder möglich zu machen."
Inwieweit teilen Sie Oskars Position und wie steht die Linkspartei zu Oskars Äußerungen? Halten Sie die Abkehr vom Euro diskutabel?Würden Sie und die LInkspartei eine taktische Kooperation mit der Alternative für Deutschland um den Ex-CDUler und VWL-Ökonomen Bernhard Lucke eingehen?
Sehr geehrter Herr Ostner,
bei der Einführung des Euro war die Fraktion meiner Partei die einzige, die darauf hinwies, dass die gesamte Struktur nicht stimmte. Alle anderen Fraktionen waren oberschlau und meinten, es würde sich alles regeln. Ich wies darauf hin, dass dieser Euro zu Lohn- und Rentendumping führen werde, was ja auch tatsächlich geschehen ist.
Dennoch wäre ein Austritt aus dem Euro ein schwerwiegender Fehler. Die Länder im Süden Europas würden Züge der Verelendung bekommen und bei uns bräche die Exportwirtschaft erheblich zusammen. Arbeitslosigkeit und andere Folgen würden eintreten. Deshalb bleibt unsere Partei bei der Forderung, den Euro zu retten, allerdings auf gänzlich andere Weise als die Bundesregierung, die dabei ist, den Euro zu zerstören. Im Unterschied zu Oskar Lafontaine glaube ich auch nicht, dass sich die Südstaaten auf ein gemeinsam kontrolliertes Vorgehen bei der Auf- bzw. Abwertung von Währungen einließen. Wenn wir sie aus dem Euro drängeln, hätten sie nicht den geringsten Grund, uns diesbezüglich einen Gefallen zu tun. Also würden sie ihre Währungen solange abwerten, bis wir in den Süden Europas so gut wie nichts mehr verkauft bekommen.
Mit der Alternative für Deutschland gibt es schon deshalb nicht die geringsten Gemeinsamkeiten, weil sie Lohn- und Rentenerhöhungen ablehnen, sich auch nationalistisch bewegen, einer ihrer Sprecher den Arbeitslosen und Rentnerinnen und Rentnern sogar das passive Wahlrecht entziehen will. All das ist für uns völlig indiskutabel.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi