Frage an Gregor Gysi von Boris T. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
Ich unterstelle einfach mal, IWF, EZB, die Regierungen der EU, etc., schneiden sich aus "pervertierter" Solidarität lieber ins eigene Fleisch (riskieren also den großen Finanzkollaps) als die "Ihresgleichen" aus Kapital und Politik in Krisenregionen zu behelligen (vielleicht auch in der Hoffnung, man könnte durch unmenschliche Sparpolitik dennoch den Zinsdeal machen oder wenigstens neue und harte kapitalfreundliche Regeln setzen).
Meine Frage: Wie ist es möglich, dass seit zwei Jahren, keine einzige Maßnahme der Troika in GR gezielt auf die Elite des Landes maßgeschneidert und FESTGESCHRIEBEN wurde, keine Schwarzarbeitsbekämpfung (20% d. BIP), keine Steuereintreibung gezielt bei Großverdienern und Großschuldnern, keine "follow- the- money"- Kontrollen vor Ort, rechtliche, politische u.v.a. daraus resultierende finanzielle Rechenschaft und Strafverfolgung wurde nicht angestrebt etc.,etc., lediglich ein paar leere Ankündigungen und Besichtigungen z.B. der Gerichte in Athen dazu... Welche Rolle hatte dabei die Linke in Europa, was ist ggf. versäumt worden, auch dafür, dass mehrheitlich durch die Medien eine unsolidarische und kurzsichtige "Die- faulen- Griechen- kriegen- meine- Steuergelder- nicht"- Stimmung sich breit gemacht hat?
Vielen Dank und alles Gute
Sehr geehrter Herr Treptow,
Ihre Nachricht vom 26. Oktober hat mich erreicht.
2000 Familien in Griechenland besitzen 80 % des gesamten Vermögens des Landes. Trotzdem gibt es keine Vermögensteuer. Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt hat Griechenland die höchsten Rüstungsausgaben. Weder hat die europäische Regierung eine Vermögensteuer verlangt noch ein Abbau der Rüstung. Vom Standpunkt der Vernunft her ist dies unbegreiflich. Die europäische Linke ist noch nicht stark genug, diese Fragen genügend in den Vordergrund zu rücken. Wir versuchen aber so viel wie möglich.
Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi