Frage an Gregor Gysi von Jürgen T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
meiner Meinung nach, hat sich Die Linke in letzter Zeit nicht gerade sehr angestrengt, Wählerstimmen zu gewinnen.
Dabei denke ich an das Thema "Kuba", das kürzlich ins Gespräch kam.
Ich als ehemaliger DDR-Bürger sehe das Ganze etwas skeptisch.
Und ich weiß noch, wie in hohem Maße Kuba in der DDR hochgespielt wurde. Die zählten zu den "guten Freunden", wie auch die damalige UdSSR.
Allerdings wurden auch in Kuba die Menschenrechte mit Füßen getreten.
Fidel Castro hatte nur einmal etwas wirklich richtig gemacht, nämlich für einen bestimmten Zeitraum alle Bürger die Möglichkeit zu geben, Kuba zu verlassen, die in diesem Regime nicht mehr leben wollten.
Meine Frage: glauben Sie wirklich, dass es angemessen war, Castro für seine "Verdienste" zu gratulieren? Ich habe das als Schlag ins Gesicht empfunden.
Mir stellt es sich so dar, dass Die Linke etwas nachdrauert, was eigentlich längst Vergangenheit. ist.
Jetzt verstehe ich auch, weshalb Die Linke nicht so richtig auf´s Trapez kommt.
Hat sich doch Die Linke damit keinen Dienst erwiesen. Das dürfte auch Ihrer Partei einige Stimmen gekostet haben.
Ich habe immer mit Die Linke sympatisiert und diese auch gewählt. Nur jetzt weiß ich nicht mehr, was ich davon halten soll.
Wie sehen Sie das und wie stehen Sie zu diesem Thema?
Vielleicht sollten Sie sich auch einmel dies anschauen: http://modultool.zdf.de/public/3_Fragen_an_Oskar_Niedermayer/index.html
Auf ehrliche Antworten hoffent verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,
J. Trier
Sehr geehrter Herr Trier,
Ihre Nachricht vom 28. August hat mich erreicht.
Selbstverständlich war der Glückwunschschreiben an Fiedel Castro mehr als verunglückt. Es ist von Mitarbeitern erstellt und mit Stempel unterschrieben worden. Diese Möglichkeit wurde nun unterbunden.
Ich habe immer gewürdigt, dass Castro Kuba in die Unabhängigkeit geführt hat, aber darauf hingewiesen, dass dringend politisch demokratische Reformen erforderlich sind. Wenn ich ein Glückwunschschreiben verfasst hätte, hätte es gänzlich gelautet. Allerdings macht man in Glückwunschschreiben auch keine kritische Aufarbeitung der Geschichte. Im ARD-Sommerinterview habe ich deshalb aus einem Glückwunschschreiben der Bundeskanzlerin an den Ministerpräsidenten Vietnams vorgelesen. Dieser war gerade wieder gewählt worden. Und wir beide wissen, wie in Vietnam gewählt wird.
DIE LINKE ist und bleibt aber wichtig, weil wir die Friedensfrage, die soziale Frage und die Demokratiefragen gänzlich anders stellen als die anderen. Ich hoffe also, dass Sie dabei bleiben, DIE LINKE zu wählen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi