Frage an Gisela Sengl von Thomas S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Sengl,
in einer Pressemitteilung der Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen vom 10. Dezember 2014 kritisieren Sie den Bayerischen Bauernverband, und indirekt auch seine Mitglieder, für die Initiative "blühende Rahmen" ausgezeichnet worden zu sein.
Wieviele Hektar Blühflächen haben Sie persönlich und die Landtagsfraktion der Grünen bereits angelegt?
Wieso werfen Sie mir als Mitglied des Bayerischen Bauernverbandes vor, Motor der einer "Industriealisierung" der Landwirtschaft zu sein?
Wie begründen Sie das konkret?
Worauf führen Sie zurück, dass der Strukturwandel in Bayern geringer als in allen übrigen Bundesländern ausfällt und die Betriebe deutlich kleiner sind. Liegt das an der Regierungsverantwortung grüner Politik?
Mit ihrer Kritik an dem Blühstreifenprogramm verärgern sie viele engagierte Bauern wie mich. Ist es das Ziel ihrer Pressemitteilung in den nächsten Jahren weniger Blühflächen zu schaffen, oder was wollen Sie damit praktisch erreichen?
Warum beziehen Sie sich in der Pressemitteilung nur auf vermutete Bienenverluste durch Pflanzenschutzmittel und lassen die Varoamilbe, die für die meisten Bienenverluste verantwortlich ist und der gegenüber modern gezüchtete Bienen anfälliger geworden sind, völlig außen vor?
Warum stellen Sie im Vergleich der Honigerträge nur das überaus gute Bienenjahr 2013 dar und lassen unerwähnt, dass auch das Jahr 2014 mit einem durchschnittlichen Honigertrag pro Volk von mehr als 23kg über dem langjährigen Durchschnitt liegt?
Ich würde mich freuen auf diese konkreten Fragen von Ihnen auch konkrete Antworten zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Schmidt,
durchschnittlicher bayerischer Milchbauer mit 34 Kühen (Agrarindustrie?)
Sehr geehrter Herr Schmidt,
hier meine Beantwortung zu Ihren Fragen:
Frage 1
Mein Mann und ich bewirtschaften 22 Hektar landwirtschaftliche Fläche nach Bioland-Kriterien. Biologisch bewirtschaftete Flächen sind per se bienenfreundlich, weil hier wesentlich mehr Arten zum Blühen kommen als auf konventionell bewirtschafteten. Die stetige Blütentracht während der gesamten Vegitationsperiode stellt immer genügend Nahrung für die Bienen bereit. Die Landtagsfraktion der Grünen besitzt keine eigenen Flächen.
Frage 2
Ihnen persönlich werfe ich gar nichts vor, da ich Sie und Ihren Betrieb nicht kenne. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, das so genannte Höfesterben, wurde meiner Erfahrung nach vom Bayerischen Bauernverband eher befördert statt verhindert. Stichwort: wachse oder weiche.
Frage 3
Die Grünen hatten in Bayern noch nie Regierungsverantwortung. Ursachen für die noch relativ hohe Zahl der Betriebe in Bayern und für die eher noch kleinere Struktur sind einmal in bestimmten Gegenden die geologischen Gegebenheiten und die Möglichkeiten für außerlandwirtschaftliche Einkünfte wie z.B. aus dem Tourismus.
Frage 4
Ich habe nicht das Blühstreifenprogramm, sondern die Wahl des Preisträgers kritisiert.
Frage 5
Am besten unterhalten Sie sich darüber mit den Imkern vor Ort oder mit dem Landesverband Bayerischer Imker e. V.
Frage 6
Für die Imker in Südost-Oberbayern ist das Jahr 2014 ein sehr schlechtes Honig-Erntejahr.
Für mich sind Sie mit 34 Kühen keine agroindustrieller Betrieb. Ich denke, Sie kämpfen bei der derzeitigen Talfahrt des Milchpreises wahrscheinlich auch ums Überleben. Wir Grüne setzen uns ein für: gerechte Erzeugerpreise, mehr Wertschätzung für Lebensmittel, eine nachhaltige Landwirtschaft, regionale Wertschöpfung.
Mit freundlichen Grüße
Gisela Sengl, MdL