Frage an Gisela Kallenbach von Stephan S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Kallenbach,
mit sehr guten Gründen fordern die Grünen den Ausstieg aus der Atomwirtschaft und setzen sich für einen Strommix aus erneuerbaren Energien ein. Wie stehen sie aber zum europäischen Forschungsprojekt ITER und dem (eventuell) zukünftigen Einsatz von Energie aus Kernfusion? Die einzige Partei, die dazu Stellung bezieht, ist leidlicherweise die FDP. Mich würde interessieren, ob es überhaupt eine Diskussion darüber bei den Grünen gibt.
Mit freundlichen Grüßen,
Stephan Sucker
Sehr geehrter Herr Sucker,
haben Sie vielen Dank für Ihre interessante Frage, zu der ich gern Stellung nehmen möchte. Wir Grünen setzten uns natürlich sehr intensiv mit den Themen Atomspaltung und Kernfusion auseinander. Die Grünen lehnen beide Technologien ganz klar ab.
Unter Euratom werden für die Kernfusion Milliarden an Steuergeldern ausgegeben - ein Mehrfaches von dem, was etwa in die Erforschung der Erneuerbaren Energien investiert wird. Trotzdem ist nicht absehbar, wann mit praktischen Erfolgen zu rechnen ist. Selbst Befürworter gehen nicht davon aus, dass vor 2050 auch nur eine Kilowattstunde von dieser Technologie ins Netz eingespeist wird. Wir lehnen es ab, Milliarden in eine Technologie zu stecken, von der man nicht weiß, wann und ob sie überhaupt einsetzbar sein wird anstatt die Technologien zu fördern, die schon heute Ergebnisse bringen können.
Die Grünen im Europaparlament haben dazu zwei Parlamentarischen Anfragen an die EU-Kommission gestellt, deren Antworten belegen, wie unsinnig viel Geld bereits in diese Technologie investiert wurde, ohne dass nennenswerte Ergebnisse erreicht wurden. Die aktuellen Zahlen lassen darauf schließen, dass die geschätzten Kosten für das ITER-Projekt noch weitaus höher sein werden als bisher veranschlagt.
Wir brauchen aber eine Forschungs- und Förderpolitik, die der Bedeutung der Erneuerbaren Energien Rechnung trägt, klare ehrgeizige und verbindliche Vorgaben zum Klimaschutz macht und den Emissionshandel verbessert. Dies legt gleichzeitig die Grundlage für Beschäftigung und wirtschaftlichen Erfolg.
Ich hoffe, ich habe Ihre Frage damit ausreichend beantwortet.
Unter folgenden Links finden Sie die Parlamentarischen Anfragen:
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+WQ+E-2009-1610+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE
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