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Frage von Malte D. •

Frage an Gesine Dräger von Malte D. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Dräger,

Sie äußern sich hier ganz klar für die Abschaltung der Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel und ich denke auch alle weiteren AKW`s.

Grundsätzlich bin ich der gleichen Meinung wie Sie, dass wir unseren Nachkommen etwas hinterlassen, was ein hohes Risiko in sich birgt - Atommüll.

Mich interessiert allerdings die Alternative die Sie vorschlagen.

Meiner Meinung nach wäre es ein ungemein größeres Risiko unsere Kraftwerke abzuschalten und den Strom aus z.B. Atomkraftwerken des Ostblockes zu beziehen die bei weitem nicht unseren Sicherheitsstandart haben.
Das beste Beispiel ist uns hinläglich bekannt: Tschernobyl hat auch uns getroffen und was dort alles hinter dem
"Eiserenen Vorhang " noch passiert ist wollen wir glaube ich gar nicht wissen.

Was also bitteschön ist die Alternative oder der Weg den Sie gehen wollen?

Mfg
Malte Dissars

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dissars,

zwei Aspekte möchte ich zunächst benennen: Zum einen beträgt der Anteil des Stroms aus Kernenergie zur Zeit lediglich rund 20%. Der von der rotgrünen Bundesregierung initiierte und von der großen Koalition bestätigte Ausstieg aus der Kernenergie betrifft also keineswegs den überwiegenden Teil unserer Energieversorgung. In den vergangenen Monaten haben wir feststellen können, dass trotz der zeitweiligen Stilllegung von mehreren Kernkraftwerken rund um Hamburg wir keine Ausfälle im Netz und keinen Mangel an Strom hatten. Zum anderen ist es zwar richtig, dass Deutschland zur Zeit noch Strom z. B. aus Tschechien importiert (andere Ostblockländer spielen nach den mir vorliegenden Zahlen keine Rolle). Im Saldo ist Deutschland aber keineswegs ein Stromimportland. Laut den Zahlen des Verbandes der Netzbetreiber wurden 2005 insgesamt aus allen Ländern 53 Milliarden KWh nach Deutschland importiert, gleichzeitig aber 61,9 Mrd. KWh von Deutschland aus in andere Länder exportiert.
Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Kernenergie einerseits und u. u. bedenklichen Stromimporten andererseits ist also deutlich geringer als man häufig vermutet.
Dennoch muss man sich natürlich Gedanken machen, wie man die tatsächlich entstehende Lücke schließen will. Dazu gibt es aus meiner Sicht drei sinnvolle Überlegungen:

1. Wer vor rund 15 Jahren prognostiziert hätte, dass heute der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bei über 11% liegt, wäre als ein ökologischer Utopist verspottet worden. Ich halte - und diese Meinung wird von vielen Fachleuten geteilt - eine deutliche weitere Steigerung für möglich.
2. Vernachlässigt wurden und werden Techniken zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung. In den vergangenen Jahren sind erste Schritte dazu gemacht worden. Das Ziel heißt, das erwünschte wirtschaftliche Wachstum vom Energieverbrauch abzukoppeln. Das ist machbar!
3. Beide vorherigen Ansätze sind nicht von Null auf Hundert in drei Sekunden erreichbar. Darum werden wir als sogenannten Brückentechnologien weiter auch fossile Brennstoffe für die Energiegewinnung einsetzen müssen. Dazu stehe ich. Als Brennstoff soll dabei bevorzugt Gas eingesetzt werden, da es einen sehr viel höheren Wirkungsgrad ermöglicht.

Ich hoffe, Ihre Frage damit - in der hier möglichen Ausführlichkeit - beantwortet zu haben. Für weitere Fragen stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Gesine Dräger