Frage an Gerold Reichenbach von Jürgen B. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Reichenbach,
ich komme zurück auf ein Interview, daß der Sender DeutschlandRadio Kultur heute morgen mit Ihnen geführt hat, in dem es um den Bundesfreiwilligendienst ging.
Sie haben mehrfach widerspruchslos die Bezeichnung "Bufti" für diejenigen jungen Leute hingenommen, die sich zu diesem Dienst entschlossen haben und noch entschließen werden.
Der sprachliche Umgang mit Problemen ist so ganz ohne Wirkung auf die Meinungsbildung in der Bevölkerung nicht - Politiker und Werbefachleute wissen das.
Meine Frage:
Halten Sie die Bezeichnung "Bufti" für eher geeignet, die allgemeine Akzeptanz dieser sozial so wertvollen Tätigkeit zu fördern oder sehen auch Sie diese Bezeichnung als eher abfällig, spöttisch und mitleiderregend an?
Falls auch Sie diese Bezeichnung für nicht angemessen halten:
Warum haben Sie nicht einfach nach der ersten Frage, die den "Bufti" enthielt, darum gebeten, diesen Ausdruck nicht zu verwenden, z.B. indem Sie schlichtweg gesagt hätten: "Ich habe eine Bitte. Vermeiden Sie diesen Ausdruck. Ich halte ihn für unangemessen"?
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Busch
Sehr geehrter Herr Busch,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Bundesfreiwilligendienst auf abgeordnetenwatch.de vom 27. Juli 2011.
Auch wenn Sprache prinzipiell an der Bildung der öffentlichen Meinung beteiligt ist, denke ich nicht, dass die Bezeichnung »Bufdi« für die Bundesfreiwilligendienstleistenden der Anerkennung ihrer Arbeit Abbruch tut. Vielmehr halte ich die gesellschaftliche Anerkennung des Bundesfreiwilligendienstes und des Ehrenamtes allgemein für ausschlaggebend in der Frage, ob die auch aus meiner Sicht sehr wertvolle Arbeit der Freiwilligen in der Gesellschaft und der Öffentlichkeit allgemein entsprechend Wert geschätzt wird. Der Begriff »Zivi« war auch zunächst negativ besetzt. Eine positive Konnotation hat sich jedoch auch für diesen Begriff recht schnell eingestellt. Ganz davon abgesehen halte ich den Bundesfreiwilligendienst für ein misslungenes Konstrukt, das der überhasteten und in den Konsequenzen nicht durchdachten Abschaffung der Wehrpflicht geschuldet ist. Dies heißt nicht, dass ich die Arbeit, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes geleistet wird, nicht anerkenne oder schätze. Jedoch hätte ich einen Ausbau des bereits eingeführten und anerkannten Jungendfreiwilligendienstes für besser gehalten und fürchte, dass die Mängel in der Konzeption des Bundesfreiwilligendienstes zu Lasten der jungen und engagierten Menschen, die sich dafür entscheiden ihn abzuleisten, fallen werden.
Nur am Rande: der Begriff »Bufdi« in dem Interview, auf das Sie Bezug nehmen, wurde ausschließlich von der Moderatorin verwendet und nicht von mir selbst. Dennoch danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Kritik. Es ist wichtig, den Gebrauch von Sprache und seine möglichen Konsequenzen zu hinterfragen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meine Position zum Bundesfreiwilligendienst und den »Bufdis« darlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerold Reichenbach