Frage an Gernot Erler von Daniel M. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Erler,
leider finde ich keine bessere Kategorie für meine Frage ("Wirtschaft und Technologie" wäre geeigneter):
Wie stehen Sie dem Antrag 16/5602 gegenüber? Der Inhalt dreht sich um die Frage des Einsatzes und der Förderung offener Dokumentenstandards und Dokumentenaustauschformate.
Mir scheint, dass es große Verwirrung über den Sinn und Zweck offener Standards gibt -- möglicherweise wird von interessierter Seite auch bewusst Desinformation gestreut: Offene Standards schreiben mitnichten vor, in welcher Form die implementierende Software vertrieben wird: Open Source, Closed Source, kommerziell oder nicht. Das ist ja gerade die Idee dahinter: *echte* Standards machen hier keine Aussage und schränken die Verwendung nicht ein! Eine Bindung an bestimmte Lizenzierungsmodelle oder Patentabkommen existiert nicht, wodurch sichergestellt ist, dass der Standard von *jedem* verwendet werden kann, frei und einsehbar ist und nicht dem Diktat *eines* Marktteilnehmers unterworfen ist.
Aktuell scheint es so, als ob der Antrag ohne Debatte verabschiedet werden soll, wodurch *echte und freie* Standards (z.B. ISO-zertifiziertes ODF-Format) mit Pseudo-Standards (Microsofts Office Open XML) auf eine Stufe gestellt werden sollen.
Ist man sich bei der SPD über die Tragweite für den freien Wettbewerb und die Auswirkungen auf die Verbreitung, Speicherung und Archivierung von Informationen bewusst? Es gibt zahlreiche Änderungsanträge aus der mittelständischen Wirtschaft, die aber scheinbar kein Gehör finden.
Auch ich meine, dass ein wirklich offener Standard folgende Eigenschaften haben sollte:
1 konsens- und mehrheitsbasierte Verabschiedung und Pflege des Standards durch eine Organisation ohne Erwerbsziel
2 vollständige Publikation und Dokumentation
3 gebührenfreie Nutzung
4 keine Beschränkungen bei der Wiederverwendung
Falls auch Ihnen die Problematik neu ist:
http://www.ffii.de/wiki/offenestandards
http://www.noooxml.org/petition-de