Frage an Gerhard Pfisterer von Andreas K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Erst einmal wollte ich mich einmal wegen der Solidarität des Betriebsrates und der Vertrauenskörperleitung von HSP in Dortmund bedanken. Ihr habt mir Mut gemacht, weiter gegen die Kündigung anzugehen, welche die Continental Geschäftsleitung gegenüber mir ausgesprochen hat.
Nun die Frage: Wie kann es sein, dass ein Unternehmen wie Continental Kündigungen ausspricht und Beschäftigte in die Auffanggesellschaft drängt, einen Monat später dann jedoch Leiharbeitnehmer einstellt ? Geht das mit rechten Dingen zu ?
Viele Grüße
Andreas Kossack
Sehr geehrter Herr Kossack,
vielen Dank für Ihre Frage.
Die Praxis von Conti in Dortmund, Stammarbeitsplätze abzubauen und gleichzeitig Leiharbeiter einzustellen, ist eine Methode der Unternehmer die Ausbeutung in den Betrieben zu verschärfen. Während der Krise verschärft sich die Konkurrenz und jeder Kapitalist versucht, möglichst als Sieger aus der Krise heraus zu kommen. Da wird das Band schneller gestellt, um mehr Tage Kurzarbeit beantragen zu können, wie z.B. bei Opel in Bochum. In vielen Betrieben wird auch die Arbeitszeit weiter flexibilisiert wie z.B. bei Thyssen Nirosta, wo in Zukunft die Produktion zwischen 15 und 21 Schichten in der Woche schwanken soll, alles ausgeglichen über Arbeitszeitkonten. Ich gehe davon aus, dass die Kapitalisten die Krise nutzen werden, massiv den Anteil der Leiharbeiter in den Betrieben auszudehnen. Sie haben jetzt die Erfahrung gemacht, wie leicht und vor allem "geräuschlos" die Leiharbeiter gekündigt werden können. So hat allein der Thyssen-Konzern sich von 5 000 Leiharbeitern getrennt - eine Vernichtung von 5 000 Arbeitsplätzen die die Stammbelegschaften getroffen hätte, wäre zu einem für Thyssen unkalkulierbaren Risiko geworden. Das stellt hohe Anforderungen an die Belegschaften in den Betrieben, die die Spaltung überwinden müssen.
Der Vorgang bei Conti Dortmund ist politisch ein Skandal und als Betriebsrat und IG Metaller schäme ich für die Betriebsräte, die dieses Spiel mitgemacht haben und mitmachen! Das hat nichts mit der Vertretung der Interessen der abhängig beschäftigten zu tun. Das ist übrigens eine Beobachtung, die ich auch in anderern Betrieben gemacht habe: diejenigen Betriebsräte, die die ganze Zeit schon eine Politik der "Sozialpartnerschaft" verfolgt haben, die knicken in der Krise fast völlig ein und sind bereit fast alles mitzumachen, was ihnen die Unternehmer vorschlagen, nur um heil die Krise zu überstehen. Gerade jetzt in der Krise aber ist Rückgrat gefordert, treten die Klassenwidersprüche offen zutage, muss die Situation genutzt werden, die Arbeiter im Kampf gegen die Abwälzung der Krsienlasten zusammenzuschließen.
Juristisch denke ich haben lediglich die Kollegen eine Chance, die sich geweigert haben "freiwillig" in die Auffanggesellschaft zu wechseln bzw. eine Abfindung anzunehmen und deshalb gekündigt worden sind. Ich bin gespannt, wie Conti ihr Verhalten vor Gericht erklären will - wobei natürlich offen ist, wie der Richter dann endgültig entscheidet.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine breite Solidarität im Kampf gegen Ihre Kündigung.
Mit besten Grüßen
Gerd Pfisterer