Frage an Gerhard Pfisterer von Frank V. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Pfisterer,
wie stehen Sie zum Thema Studiengebühren? Ist dies angesichts eines Akademikermangels in Deutschland nicht kontraproduktiv? Was halten Sie davon, dass der Staat massiv Geld in den Aufbau von "Elite-Unis" steckt?
mfg
Gleich vorneweg: ich lehne wie die MLPD die Einführung von Studiengebühren grundsätzlich ab. Die Einführung von Studiengebühren führt dazu, dass vor allem Kinder aus Familien, die mehr verdienen studieren können, immer weniger Arbeiterkinder studieren können. In ihrem Programm fordert die MLPD u.a.:
· Kostenloses und einheitliches Schulsystem vom Kindergarten bis zur Hochschule!
· Wohnnahe Ganzstagsschulen mit kostenloser Verpflegung!
· Für eine gründliche Schul- und Berufsausbildung!“
In der öffentlichen Diskussion werden bewusst die Hintergründe für die Einführung von Studiengebühren verschwiegen und falsche Fährten gelegt. Ein wesentliches Argument für die Einführung der Studiengebühren ist, es fehle an Geld. In der Tat, die Staatsverschuldung ist in den letzten Jahren systematisch in immer neue Rekordhöhen gestiegen. Das ist aber keineswegs identisch damit, dass kein Geld vorhanden wäre. In Wirklichkeit wächst der gesellschaftliche Reichtum Jahr für Jahr und in der Deutschland wurde noch nie soviel Reichtum geschaffen wie im letzten Jahr! Der Wert mit dem weltweit an den Börsen Tag für Tag spekuliert wird liegt bei sage und schreibe1,5 Billionen $. Dieses spekulative Kapital ist Ausdruck der Fäulnis dieses ganzen kapitalistischen Systems. Das internationale Finanzkapital sucht ständig neue Anlagemöglichkeiten. Dabei wird der „Bildungsmarkt“ weltweit mit 2 Billionen $ veranschlagt.
Die Einführung von Studiengebühren ist eine Vorbedingung für die Privatisierung und damit Kommerzialisierung des Hochschulwesens, das auch auf die Schulen und die Kinderbetreuung ausgedehnt werden soll. Deshalb werden sie auch nicht bei 500 € stehen bleiben, sondern sich immer mehr den „tatsächlichen Kosten“ annähern. Denn nur so kann die Ware Studium an den Kunden Studentin/Student verkauft und der Universitätsbetrieb profitabel gestaltet werden!
Mit der Privatisierung der Hochschulen und der Einführung von Eliteuniversitäten findet eine unmittelbare Ausrichtung und Unterordnung des Bildungswesens an den ökonomischen, politischen und ideologischen Erfordernissen der internationalen Übermonopolen statt. Im Zuge der Internationalisierung der Produktion wurde auch der Arbeitsmarkt internationalisiert. Damit haben sich diese Übermonopole auch den Zugriff auf die „besten Arbeitskräfte“ auf dem Weltmarkt gesichert, für sie gibt es in diesem Sinne keinen „Akademikermangel“.
(Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge empfehle ich das Buch „Stefan Engel: Götterdämmerung über der neuen Weltordnung“ vom Verlag Neuer Weg für 14,80 €)
Die MLPD unterstützt den Kampf der Studierenden gegen die Studiengebühren als Teil des gemeinsamen Kampfes gegen die Regierung. Dieser Kampf hat aber nur dann eine Perspektive, wenn die Studenten den Campus verlassen und die Einheit mit der Protestbewegung gegen Hartz IV, dem Widerstand der Lehrer, Schüler und Eltern und der Arbeiterbewegung suchen und herstellen!
Dazu ist z.B. die bundesweite Demonstration am 5.11. in Berlin, zu der die Montagsdemos aufrufen, eine gute Gelegenheit! (siehe www.bundesweite-montagsdemo.com)