Frage an Gerhard Kalinka von Thorsten W. bezüglich Verkehr
Wie stehen Sie zum BER, der definitiv am falschen Standort geplant wurde?
Schönefeld war auf dem letzten Platz des Brandenburger Raumordnungsverfahrens.
Die Argumente, falls es welche gibt, für den sogenannten Konsensbeschluss, besser Hinterzimmerbeschiss an den Bürgern, wurden nie öffentlich gemacht. Ich vermute Grundstücksschiebereien Anfang der 90er Jahre!
Kennen Sie den Standpunkt des BVBB zur erneuten Standortsuche und Nachnutzung des BER?
Es muss sofort mit der Planung in Sperenberg begonnen werden um mittel-
oder zumindest langfristig einen zukunftssicheren, rentablen und ausreichen dimensionierten Flughafen zu haben.
Ich für meinen Teil lehne auch die sog. neuen 200EUR-Schalldämmlüfter ab. Ich lasse nicht meine Fassade perforieren. Die Lüfter nehmen innen eine Menge Platz weg. Die Kabel werden auf Putz verlegt. Den Strom muss man selbst tragen. Die Bürger werden mit Billiglösungen abgespeist. Außerdem ist auch bei geschlossenen Fenstern der Lärm zu hören. Die Schalldämmung von Poroton ist nicht sonderlich gut. Das wird bei den neuen Passivhäusern erst recht der Fall sein. Eine elegantere Entlüftung durch Kanäle über das Dach wird aus Kostengründen abgelehnt. Schallschutz nutzt mir zudem nichts, wenn ich, wie viele, meinen Garten nutzen will! Die 4000€ Ausgleich für die noch härter betroffenen sind ein Witz. Im Moment bekommen wir durch die erneute Sanierung der Nordbahn einen kleinen Vorgeschmack, wie es später sein wird, nur das die Maschinen im Minutentakt den Ort überfliegen. Es wird munter nach 23:00 ....23:30 geflogen und das nach meinem Empfinden kreuz und quer. Ein echtes Nachtflugverbot gibt es nicht, auch nicht später.
Die Grünen werben in Berlin mit dem Slogan "Hol Dir die Stadt zurück" in Bezug auf die Tegelschließung aber dass die Westberliner entlastet werden und der Fluglärm in den Osten verlagert wir, damit hat niemand ein Problem! Die Politikverdrossenheit ist vorprogrammiert!
Sehr geehrter Herr W.!
Ich kann Ihren Unmut nachvollziehen. Ich lebe selber mit meiner Familie in direkter Verlängerung der Südbahn (Heinrich-Zille-Str., Blankenfelde, s. z.B. google maps) und komme in den vollen Genuss des Fluglärms und des Drecks. Seit 15 Jahren kämpfe ich mit dem BVBB, später dem VUV und der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow gegen die Folgen des Flughafens. Ich war Sprecher des Volksbegehrens gegen Nachtflug und ich habe gegen die eigenwillige Interpretation des Schutzniveaus durch die Flughafengesellschaft geklagt (6x55dB(A) statt 0x55dB(A)) - und gewonnen.
Niemand will die Wirkung eines Flughafens selber erleiden, aber fliegen - auch extrem billig - ist leider vielfach gewünscht. Beides geht aber nicht. Da sich die Passagierzahlen alle 10-15 verdoppeln, kann das Problem nur zeitweise hin- und hergeschoben werden, irgendwann kommt es wieder vor der eigenen Haustür an. Auch um Speerenberg leben Menschen, die Ein- uns Ausflugschneisen von Flughäfen sind riesig. Dazu kommt der Verkehr, um diesen Flughafen zu ver- und entsorgen, Passagiere zu befördern usw. Mir wäre Speerenberg lieber gewesen, aber glauben Sie nicht, dass es dort nicht früher oder später ähnliche Probleme gegeben hätte.
Ich denke, Fliegen muss insgesamt auf ein vernünftiges Maß gedämpft werden. Das fängt damit an, dass in die Flugpreise _alle_ Folgekosten, die das Fliegen verursacht, eingepreist werden müssen: Kosten für Schutzmaßnahmen, Kosten für die flughafenbedingte Infrastruktur (Bau und Betrieb des Flughafen selbst plus Zubringerstraßen, Bahngleise...), Kosten für Schallschutz und Umsiedlungen, Kosten für Klimaschutz, Kosten für Gesundheitsmonitoring... Denn Fliegen ist sowohl in unmittelbarer Nähe zum Flughafen schädlich (Lärm, Stress, Feinststaub) als auch scheinbar "weit entfernt" in den austauscharmen oberen Luftschichten (C02-Belastung, Partikel). Begrenzung heißt für den BER zudem, nur die Passagierzahlen zuzulassen, die in der Planfeststellung für einen Flughafen für den regionalen Bedarf genannt wurden. Keine Kapazitätsausweitung, keine weitere Start/Landbahnen, kein Nachtflug! Kurz- und Mittelstrecke auf die Schiene oder den Elektrobus!
Zur Umsiedlung und zum Schallschutz: Ich denke, je weniger Menschen betroffen sind, um so besser kann man diese entlasten. Das muss man allerdings politisch wollen, entsprechend finanziell ausstatten und realisieren. Entweder mit großzügigem Schallschutz oder mit Umsiedlung oder einer Entschädigung, die einen Wohn-Neuanfang möglich macht. Wo das Geld dafür herkommt? Wie gesagt: Das müssen die Verursacher bezahlen - und das ist nicht drin mit Flügen für 8 Euro nach Bonn. In der BER-Praxis ist von Großzügigkeit, "weltbestem Schallschutz", Schnelligkeit und Bürokratieabbau im Grunde nichts zu spüren.
Jeder hat das Recht, für seine Gesundheit zu kämpfen. Die Berliner machen das, und die Brandenburger auch. Keiner von beiden ist besser oder schlechter, und letztlich haben beide recht. Deshalb denke ich, es muss grundsätzlich über eine Begrenzung des Flugverkehrs auf ein für Mensch und Umwelt erträgliches Maß gesprochen werden.