Frage an Georgios Chatzimarkakis von Philipp S. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Chatzimarkakis,
heute Morgen habe ich mit einiger Verwunderung Ihr Interview im DLF gehört zu dem ich einige Fragen habe. Ihre Kritik an Ihrem Parteivorsitzenden empfinde ich z.T. verwunderlich.
In dem Interview meinten Sie, dass Deutschland bereits 50 Mrd. € durch niedrigere Zinsen gespart hätte. Könnten Sie diese Zahl bitte präzisieren? Ist es vielmehr nicht so, dass sich auf freien Märkten Angebot und Nachfrage in einem Gleichgewicht befinden( ext.Schocks einmal vernachlässigt)? Bei Anleihen ist es nunmal so, dass unterschiedliche Risiken unterschiedliche Zinssätze beinhalten. Ist es darüber hinaus nicht so, dass nun nicht die BRD von den hohen Schulden der Südeuropäer profitiert, sondern dass die Krisenländer Griechenland, Spanien, Italien, Portugal seit der Einführung des Euros (zu) lange Zeit viel zu niedrige Zinsen für Staatsanleihen gezahlt haben. Fälschlicherweise wurde dieses gesparte Geld nicht sinnvoll investiert.
Woher nehmen Sie Ihre Überzeugung, dass diese Länder nun durch weitere Hilfszahlungen auf einmal seriös wirtschaften?
Ferner haben Sie in dem Interview Ihrem Parteivorsitzenden dessen ehrliche Meinungsäußerung kritisiert und ihm Machtkalkül unterstellt. Wenn Sie den Griechen nun, aus persönlich durchaus nachvollziehbaren Gründen, mehr Zeit geben möchten, bitte ich Sie schließlich um eine ehrliche Antwort wie Griechenland jemals seinen Schuldenstand von über 160% auf unter 80%des BIP drücken kann.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, weshalb ich Zweifel an ihrem Optimismus habe.
Die letzten Jahre war ich öfters auf Kreta und selbst 2011 war eine absolute Rarität für eine Zahlung eine Quittung zu erhalten.
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort!
Sehr geehrter Herr Schad,
vielen Dank für Ihre Nachricht, sehr gerne teile ich Ihnen weitere Informationen mit:
1) Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), hat Deutschland durch gesunkene Zinssätze für seine Anleihen bis zu 45 Mrd. Euro an Zinsen eingespart: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/euro-krise-forscher-beziffern-deutschlands-zinsprofit-auf-45-milliarden-euro-a-811309.html
2) Laut Medienberichterstattung hat die Regierung in Athen an Deutschland bis zu 380 Millionen Euro Zinsen überwiesen. Anbei eine Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/die-milliarden-fuer-griechenland-deutschland-kassiert-380-millionen-euro-zinsen_aid_721189.html
Es ist natürlich richtig, dass einige Mitglieder der Eurozone, die Vorteile des Euros aus heutiger Sicht falsch genutzt haben. Hier hat allerdings vielfach ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Portugal, Italien und Spanien führen Reformen durch: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/europas-krisenstaaten-werden-staerker-schreibt-der-dihk-a-852706.html
Ebenso wie auch Griechenland: Die Tatsache, dass Sie in Kreta eine Quittung erhalten haben, zeigt doch ganz klar, dass sich in Hellas vieles zum Positiven ändert. Die Griechen haben die Reformen angepackt und setzen sie um!
Dies ist auch der Grund, warum vorschnelle Vorverurteilungen durch deutsche Spitzenpolitiker unterbleiben sollten. Insofern stehe ich auch heute noch zu meiner damaligen Kritik, die in dieser Form ja nicht mehr vorgebracht wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Jorgo Chatzimarkakis