Frage an Georg Siebert von Daniela T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Immer wieder Thema in den Medien (derzeitiger Spiegel-Leitartikel) und als persönlich Betroffene der "Generation Praktikum" interessiere ich mich sehr für Ihre Meinung, wie man dem stetigen Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und insbesondere der Zunahme an unentgeldlichen Praktikumsplätzen, selbst für hochqualifizierte Akademiker, entgegen wirken kann.
Sehr geehrte Frau Thielen,
die mit dem Begriff "Generation Praktikum" bezeichnete Situation von Auszubildenden und Berufsanfängern ist m.E. ein Abbau sozialer Standards im Arbeitsleben, der eine bedrückende Situation wiedergibt. Praktika werden nicht mehr sinnvoll zum beruflichen Schnuppern und Orientieren, sowie dem Aufbau von Erfahrung genutzt, sondern sie dienen in vielen Fällen nur zum Bewältigen von Kapazitätsengpässen oder dem Ersatz vollwertiger Arbeitsgelegenheiten.
Alles Gejammere einiger Arbeitgeber und ihrer Verbände kann so nicht stimmen; denn jeder fehlende Ausbildungsplatz, den sie nicht anbieten und jedes Praktikum, das den Praktikanten nicht qualifiziert und seine Berufschancen effektiv bessert, müssen sie sich selber als personalwirtschaftlichen Missmanagement anrechnen lassen. Wer aus kurzfristigem Kalkül mit seinen zukünftigen Mitarbeitern so umgeht, muss sich um seinen mittelfristigen Schaden nicht mehr sorgen.
Helfen werden der Generation Praktikum verbindliche Mindestlöhne, öffentlich nachlesbare Praktikumspläne und -inhalte, und öffentlich gemachte Berichte der Praktikanten zu den einzelnen Firmen, dem angebotenen Praktikum und den gebotenen Leistungen der Arbeitgeberseite. Vielleicht braucht jede Firma oder Branche ihren Praktikanten-BLOG.
Ich kann jeder Praktikantin und jedem Praktikanten nur empfehlen, vor und während des Praktikums auch mal mit dem Personalrat zu reden, die für Sie wichtigen Dinge nachzufragen und zuzuhören, wie die Arbeitnehmervertretung bezogen auf die betrieblichen Arbeitsplätze den Einsatz der Praktikanten beurteilt.
Ich hoffe, Frau Thielen, dies ist nicht zu lang geworden. Zur Öffentlichkeit gibt es sicherlich im Internet schon Angebote, die Ihnen weiterhelfen.
mfg Georg Siebert.