Frage an Gaby Gottwald von Sabrina S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Gottwlad,
Ich fahre selbst sehr viel Fahrrad und da stoßen mit einige Dinge sehr bitter auf:
1
Viele Radwege auf Fahrbahnen sind unmittelbar neben Parktaschen abmarkiert.
Wird unvermittelt eine Fahrzeugtür geöffnet, dann wird es dem Radfahrer wenig nützen, dass der Autoinsasse schuld ist, dass der Radfahrer mit voller Wucht in der Fahrertür hängen bilieb und trotz Kopfschmuck tödlich verunglückt ist.
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Werden Sie sich dafür einzusetzen, dass Radwege nur noch außerhalb des Schwenkbereichs der Autotüren abmarkiert werden?
2.
Bei vielen Radwegen sind die Fahrbahnen nach oben aufgebrochen, weil der Untergrund im Unterschied zu Autofahrbahnen nicht ordentlich aufbereitet wurde.
Ganz krass bspw am Wuhletalradweg zwischen Hämmerlingstr u Lindenstr in Köpenick. Dort waren sogar schon Warnschilder aufgestellt.
3.
Auch die Qualität neu gebauter Radwege ist frustrierend. Beispiel Treskowallee Richtung Oberschöneweide, eine leicht abschüssige Straße, auf der man Geschwindigkeiten von 27 bis 30 km/h fährt - sofern man die neugebaute glatte Autofahrbahn nutzt und nicht den Radweg, auf dem einem schon oberhalb 15 km/h der Lenker aus der Hand zu fallen droht.
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Wäre es nicht an der Zeit, für den Radwegebau ordentliche Standards zu definieren, insbesondere was die bauliche Qualität des Untergrunds und des Fahrbahnbelags betrifft?
4.
Viele Wege könnte ich mit dem Fahrrad erledigen, traue mich aber nicht, weil ich nicht das Geld habe, mir einfach mal so ein neues Fahrrad zu kaufen, wenn es gestohlen wird.
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Werden Sie sich dafür einzusetzen, dass endlich in Zusammenarbeit mit der Polizei wirksame Maßnahmen gegen den Fahrraddiebstahl ergriffen werden, wie etwa Kontrolle der Grenzen und sichere überwachte Fahrradstellplätze, die so gestaltet sind, dass ein Diebstahl z.B. daran scheitert, dass der Zeitaufwand für die Entwendung zu groß ist.
Hallo Frau S.,
vielen Dank für Ihre Frage. Berlin ist eine wachsende Fahrrad-Stadt – bereits 13 Prozent des Gesamtverkehrs ist Fahrradverkehr. Dafür läuft der Ausbau der Fahrradinfrastruktur aber viel zu langsam. Ich kenne die von Ihnen beschriebenen Fahrradwege nicht alle, kann mir in Anbetracht anderer mangelhafter Fahrradwege die Probleme aber gut vorstellen. Wir kritisieren als LINKE, dass die bestehenden Radwege zu großen Teilen marode sind und nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Radverkehrsanlagen entsprechen. Bauliche Radwege auf Gehwegen müssen, wo möglich, zurückgebaut und auf die Straßen verlegt werden. Schutzstreifen sind in einer Standardbreite von zwei Metern anzulegen – das erscheint uns insgesamt sinnvoller als den Schwenkbereich von Autotüren abzumarkieren (der ja dann vermutlich nur als erweiterte Parkfläche genutzt wird?). Um die von Ihnen beschriebenen baulichen Mängel sukzessive zu beseitigen, wollen wir das Personal in der Verwaltung auf Landes- und Bezirksebene verstärken. So soll u.a. in allen Bezirken mindestens eine Ingenieursstelle für die Belange des Radverkehrs eingerichtet werden. Die jährlich aufgewendeten Mittel für Neubau und Instandhaltung von Radverkehrsanlagen wollen wir von derzeit 6 Millionen Euro pro Jahr auf 16 Millionen Euro im Jahr erhöhen. Die Schaffung von mehr Fahrradabstellanlagen insbesondere an Einkaufseinrichtungen, Behörden, S-Bahn- und U-Bahn-Stationen, Straßenbahn- und Bushaltestellen, Freizeit- und Erholungsanlagen ist dringend notwendig. Das wollen wir durch die Reduzierung von Autoabstellplätzen erreichen. Da ein Großteil der gestohlenen Fahrräder im Inland genutzt oder verkauft wird, sind erweiterte Grenzkontrollen kein wirksames Mittel. Vielmehr sind sichere Schlösser (jedes vierte gestohlene Fahrrad war nicht abgeschlossen), sinnvolle Parkplätze und eine Fahrrad-Markierung wirksame Methoden zur Abschreckung.
Weitere und detailliertere Forderungen finden Sie in unserem A bis Z Papier zum Fahrradverkehr hier: http://www.die-linke-berlin.de/wahlen/berlin_2016/politik_von_a_bis_z/fahrradverkehr/
Mit freundlichen Grüßen
Gaby Gottwald