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Gabriele Triebel
Bündnis 90/Die Grünen
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/ 7 Fragen beantwortet
Frage von Thomas S. •

Sehr geehrte Frau Triebel, anlässlich der aktuelle PISA Studie fordern sie Änderungen am "verkrusteten bayerischen Schulsystem". So zitiert sie der DonauKurier. Daraus ergeben sich für mich 3 Fragen.

Welche Systemänderungen meinen Sie damit konkret?
Wie wurden solche Systemänderungen in anderen Bundesländern unter Bildungsministerinnen der Grünen schon durchgeführt?
Wieviel besser schneiden diese Bundesländern im PISA-Vergleich gegenüber Bayern ab?

Mit freundlichen Grüßen,
T. S.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

 danke für Ihrer Rückfragen, die ich folgendermaßen beantworte:

Welche Systemänderungen meinen Sie damit konkret?

Unser Bildungssystem ist ungerecht: Kinder aus sozial schwächeren Familien oder mit Migrationshintergrund haben schlechtere Bildungschancen. Das belegt nicht nur die PISA-Studie, sondern alle Studien aus der letzten Zeit. Dies muss sich ändern. Es muss ein Sozialindex eingeführt werden, damit Schulen in besonderen Lagen besonders unterstützt werden können.

Unser Schulsystem muss zudem modernisiert werden. Zwar hat sich seit der Corona-Pandemie die technische Ausstattung der Schulen verbessert, doch die Medienerziehung und Mediendidaktik sind noch nicht genug in den Schulen angekommen. Wir brauchen dringend innovative und zukunftsorientierte Lehrmethoden und Prüfungsformate, die kritisches Denken, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten betonen. Dafür muss aber das Schulgesetz verändert werden.

Besonders der Unterricht an den Gymnasien muss sich verändern, denn Prof. Lewalter stellte in einem Spiegel-Interview fest: „Im Vergleich zu 2009 haben die Gymnasiasten in Mathematik rund 50 Punkte verloren, das entspricht etwa eineinhalb Schuljahren. Ein bitteres Ergebnis. Und auch am Gymnasium fallen mittlerweile vier Prozent der Jugendlichen in die Kategorie ‚leistungsschwach‘. Vor zehn Jahren waren es noch weniger als ein Prozent. Insgesamt hat sich die Gruppe der Leistungsstarken fast halbiert, seit Mathematik 2012 zuletzt als Schwerpunkt bei Pisa getestet wurde. […] Aus den Daten zur Lernmotivation erkennen wir, dass der Unterricht die Schülerinnen und Schüler nicht mehr so gut erreicht – gerade am Gymnasium. Zwischen 2012 und 2022 gab es einen massiven Einbruch bei der Freude und dem Interesse am Fach Mathematik. Der Unterricht, der damals gut und passend war, passt offenbar nicht mehr zu den Jugendlichen von heute. Sie sehen darin keinen Nutzen für ihr Leben.“ (https://www.spiegel.de/panorama/bildung/pisa-experten-doris-lewalter-und-olaf-koeller-die-scheitern-am-dreisatz-a-8a036060-6b0f-40fd-9c04-7274c7c4c39a) Bildung für nachhaltige Entwicklung muss endlich flächendeckend Einzug in die Schulen halten, damit diese sich zu transformativen Orten entwickeln können (Stichwort Whole School Approach!) und damit die Schüler*innen Selbstwirksamkeit entwickeln können. Das bedeutet auch, dass der Unterricht projektorientierter, fächerübergreifender und partizipativer werden muss.

 Unsere konkreten Vorstellungen von einer Schule der Zukunft können Sie in unserem Konzeptpapier nachlesen: https://www.gruene-fraktion-bayern.de/fileadmin/bayern/user_upload/download_dateien/Pressekonferenzen/Schule_der_Zukunft/220908_Konzeptpapier_Schule_der_Zukunft.pdf

 Wie wurden solche Systemänderungen in anderen Bundesländern unter Bildungsministerinnen der Grünen schon durchgeführt?

PISA ist eine internationale Vergleichsstudie, bei der immer wieder deutlich wird, dass das deutsche und damit auch das bayerische Schulsystem veraltet ist. Es stammt aus der Zeit der Industrialisierung. Man muss also in andere Länder schauen, die bei PISA seit Jahren gut sind und sich überlegen, was man von diesen Ländern für das deutsche Bildungssystem übernehmen kann. Gerade Länder, die es schaffen, hervorragende Leistungen zu erzielen und Bildungsungerechtigkeit abzubauen, sind dabei in den Blick zu nehmen. Natürlich müssen diese Veränderungsprozesse sehr genau überlegt und durchdacht werden. Die Einführung darf nicht überhastet sein und alle Änderungen müssen wissenschaftlich evaluiert und auf ihre Wirksamkeit überprüft und ggf. nachgebessert werden.

 Wieviel besser schneiden diese Bundesländern im PISA-Vergleich gegenüber Bayern ab?

Siehe Frage 2.

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