Frage an Fritz Kuhn von Lutz C. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Hr. Kuhn!
Im Interesse der Gerechtigkeit, des sozialen Friedens und des Wohlstandes ist es höchste Zeit, die Umverteilung von der verarmenden Mehrheit der Menschen in Deutschland zu den wenigen sehr Reichen mit wirksamen Mitteln zu stoppen.
Bleibt die Frage nach den „wirksamen Mitteln“.
Zunächst gibt es sicher kein anderes Mittel als die Besteuerung. Auf längere Sicht jedoch sollte man auch daran gehen, die Ursachen der Umverteilung anzugehen. Und die sind dem System unserer Geld- und Bodenordnung immanent.
Überlegungen, wie man am besten den Spitzenreichtum abschöpfen kann sind daher etwa so wirkungsvoll wie eine überlaufende Badewanne abzuschöpfen, ohne auf die Idee zu kommen, den Zulauf zu drosseln.
Man schaue sich einmal die Größenverhältnisse an: während die von der SPD diskutierte Abschöpfung der Reichtumsspitze maximal 1,5 Milliarden Euro im Jahr bringen würde, beträgt allein der Schuldendienst des Bundes über 41 Mrd. Euro! Die gesamten Zinszahlungen von Unternehmen, Privathaushalten und öffentlicher Hand betragen pro Jahr über 300 Milliarden Euro. Dieser Betrag, der weit größer ist als der Bundeshaushalt, fließt fast ausschließlich denen zu, die damit nichts anderes anzufangen wissen als ihn wieder profitabel anzulegen –mit dem Erfolg, dass die Vermögen beinahe exponentiell wachsen und es zu einer wahren Explosion des Reichtums kommt.
Wenn die Wirtschaft aber nur linear oder gar nicht wächst, hat dies zur Folge, dass für die Wertschöpfenden immer weniger bleibt. Hier ist der Wirkmechanismus zu finden, der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet und immer größere Probleme schafft!
Die Freiwirtschaft bietet meines Erachtens mit ihrer Konzeption zur Reform unserer Geld- und Bodenordnung eine echte ursachenbereinigende Lösung des Problems.
Es wundert mich, dass in unserer Gesellschaft so wenig über diese Lösung diskutiert und geforscht wird.
Herr Kuhn, mich würde sehr interessieren wie Sie dazu stehen.
Frdl. Grüße L.Chmelik
Sehr geehrter Herr Chmelik,
sozialen Frieden und Wohlstand wollen wohl alle (sollten es zumindest. Das sind gute und richtige Ziele. Aber wie man dort hinkommt, darüber gibt es natürlich viele verschiedene Theorien, ja Weltsichten, und allerlei unterschiedliche Ansätze auch innerhalb einzelner Wirtschafttheorien. Mich als Politiker interessieren dabei solche, die einen realen Bezug und Umsetzungschancen versprechen, mit denen ich grüne Politikziele erreichen kann. Was Silvio Gesell und andere mit ihren Theorien über das Übel des Zinses und des Bodenbesitzes und deren Abschaffung sich gedacht haben, gehört nicht dazu. Regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und Austausch auf nachbarlicher Ebene ist schön und gut, es kann ja auch unökologische Transportkosten reduzieren. Als Grundlage für heutige Politik in unserer komplexen globalisierten Zivilisation halte ich das für irreales Zeug.
Mit freundlichem Gruß,
Fritz Kuhn, MdB
Bündnis 90/Die Grünen