Frage an Friedlinde Gurr-Hirsch von Konrad F. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Gurr-Hirsch,
wenn ich heute den Unterricht meiner 13jährigen Tochter (Realschule) mit meinem Unterricht vor 35 Jahren vergleiche, so erkenne ich keine wesentlichen Unterschiede: gleiches Konzept, gleiche Inhalte, gleiches Vorgehen. Die marginalen Unterschiede sind bestenfalls bei sehr genauem Hinsehen erkennbar. Ich habe fast den Eindruck, die Zeit ist stehengeblieben. Zwar wurde IT als Schulfach eingeführt, aber selbst dieses moderne Schulfach wird "nach alter Väter Sitte" gelehrt. Innovative Ansätze, die der modernen Informationsgesellschaft Rechnung tragen würden, sind nicht erkennbar. Vor allem lernen die Schüler das Lernen nicht.
Was hat die CDU und was haben Sie persönlich für eine Vision der modernen Schule? Wie könnte Ihrer Meinung nach die Schule in 10 oder in 20 Jahren aussehen? Gibt es Ansätze, die in Richtung der Umsetzung derartiger Visionen führen?
Herzlichen Dank im voraus für die Beantwortung dieser Fragen.
Viele Grüße aus dem Kraichgau
Konrad Fassnacht
Sehr geehrter Herr Fassnacht,
Danke für Ihre Mail. Ihre Frage würde eigentlich eine sehr umfassende und persönliche Antwort verdienen. Ich erliege nicht der Versuchung und schicke Ihnen einen sogenannten Musterbrief, in dem die Konzepte der baden-württembergischen Bildungspolitik aufgelistet werden. Schön wäre, wenn wir mal bei einer Veranstaltung oder am Infostand miteinander reden könnten. Sie wissen sicher, ich bin Mutter und Lehrerin. Für mich gilt nach wie vor Pestalozzi, der dereinst gesagt hat: "Erziehung ist Liebe und Vorbild und sonst nichts anderes." Ist dies gegeben, ist Platz für Bildung. Diese Woche ist ein interessanter Artikel im Focus, der den Erfolg von Schule in allen Facetten beleuchtet. Auf jeden Fall hat dieser Erfolg nicht in erster Linie nur mit Bildungsausgaben zu tun, sondern mit der Intensität aller an Schulen Beteiligten. Bildung und Schule muss Angelegenheit der gesamten Gesellschaft werden. Die Gesellschaft/Wirtschaft muss in die Schule hineinwirken. Jede Schule braucht ein unverwechselbares Profil. Eltern müssen Verantwortung übernehmen und Lehrer brauchen ein Selbstverständnis als wichtiger Begleiter junger Menschen. Die Gesellschaft muss dieses Engagement aber auch wertschätzen!
Natürlich muss Lernen Freude machen, aber nicht im Sinne der hedonistischen Spaßgesellschaft. Erfolgt bringt Freude! Wir alle brauchen wieder eine Kultur der Anstrengung.
Soviel in "dürren" Worten.
Ihre Friedlinde Gurr-Hirsch MdL