Frage an Friedbert Pflüger von Wolfgang B. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Pflüger,
alle grossen Parteien, so auch Ihre, werben zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 17. September 2006 damit, dass Kita-Betreuung ausgebaut werden soll. Wenn Sie aber berücksichtigen, dass von 100 €, die die Betreuung kostet, nur 13 € aus den Beiträgen der Eltern der Kinder kommt, die betreut werden, wäre es dann nicht zu überlegen, hier was zu ändern? Würden eigentlich Eltern, die Ihr Kind betreuen lassen dies weiterhin tun, wenn sie nicht nur den gezahlten Kita-Beitrag behalten könnten, sondern auch zusätzlich noch mehr als das vierfache dessen als Einkommen bekommen würden? Verdienen alle berufstätigen Eltern, die ihr Kind in eine Kita geben durch Ihre Berufstätigkeit überhaupt soviel, bzw. würde durch diesen finanziellen Anreiz nicht in mehr Familien jemand zur Betreuung von Kindern zur Verfügung stehen? Warum erhalten Eltern, die Ihr(e) Kind(er) selbst betreuen nicht neben dem Kindergeld ein derartiges Betreuungsgeld in gleicher Höhe? Hätten dann nicht vielleicht mehr Berliner Familien auch mehr Kinder? Würden dann vielleicht mehr Familien mit Kindern die in Berlin leerstehenden Wohnungen beziehen? Würde Berlin über den Länderfinanzausgleich dann vielleicht auch mehr Geld erhalten, da ja mehr Einwohner in Berlin lebten? Würde man dieses Bereuungsgeld vielleicht nur in Höhe des doppelten oder dreifachen der Kitabeiträge zahlen; oder Kita-Betreuung gar nicht mehr subventionieren, stünde in den allgemeinbildenden Schulen dann nicht vielleicht auch wieder mehr Geld für Lehrer bzw. Lehrmittel zur Verfügung? Die Sprachförderung von Kindern aus Migrantenfamilien bzw. aus bildungsfernen Haushalten wäre kostengünstiger sicherlich auch ohne Kita-Besuch aller anderen Kinder verpflichtend zu organisieren. Oder nicht? Würde durch das Betreuungsgeld nicht auch die relative Armut von Kindern bzw. kinderreichen Familien gesenkt werden?
Sehr geehrter Herr Binte,
vielen Dank für Ihre Frage. Kinder sind unsere Zukunft. Aus diesem Grund müssen wir alles dafür tun, um dazu beizutragen, dass wieder mehr Kinder in Deutschland geboren werden. Der überwiegende Teil der jungen Mütter war vor der Geburt ihres ersten Kindes berufstätig, und viele wünschen sich, auch mit Kindern weiterhin ihrem Beruf nachgehen zu können. Deshalb ist es notwendig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder mehr in den Vordergrund der politischen Bemühungen zu stellen und den jungen Müttern und Vätern eine Perspektive zu bieten. Die Möglichkeit einer guten Kinderbetreuung ist hierfür unverzichtbar. Zudem kommt den Kitas eine zentrale Funktion in der Vorbereitung der Kinder auf das Berufsleben zu - das haben zahlreiche Studien gezeigt. Dies gilt nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch für viele Kinder deutscher Eltern. Den Familien schlicht mehr Geld auszuzahlen, ist lange keine Garantie dafür, dass dieses Geld auch zum Wohle und der Förderung des Kindes verwendet wird. Zu zahlen und sich aus jeglicher weiterer Verantwortung zu verabschieden, ist nicht im Sinne der Union und einer nachhaltigen verantwortungsvollen Familienpolitik.
Mit besten Grüßen
Friedbert Pflüger