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Friedbert Pflüger
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Frage von Percy M. •

Frage an Friedbert Pflüger von Percy M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Pflüger,
Vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Anfrage vom 23. August, die aber leider - unabhängig von der Frage der Verwechslungen - nicht den Kern meines Anliegens traf. Mir ging es eher um eine grundsätzliche Frage, nämlich an welchem Leitbild Sie sich als Politiker orientieren: an gelebter Zivilcourage und sittlichem Recht (Antigone) sowie an hellsichtiger Weisheit (Teiresias) oder an uneinsichtigen Despoten, die den Zeitpunkt für ein Umlenken verpasst haben. Deshalb hätte ich gern noch vertiefend folgende Auskünfte:

1. Stammt Ihre Identifizierung mit dem Tyrannen Kreon, der angeblich das Anliegen des Staates gegen die couragierte Antigone habe durchsetzen müssen, in Ihrem Beitrag vom 23. Mai von Ihnen selbst bzw. wurde er von Ihnen abgesegnet oder hat sich das wieder nur ein subalterner Mitarbeiter ohne Ihr Wissen ausgedacht?
2. Stehen Sie auch heute noch - nach Aufklärung über die tatsächliche Rolle des Kreon in der griechischen Tragödie - zu diesem "Vorbild" für eine mögliche Politik als Regierender Bürgermeister oder distanzieren Sie sich heute nach besserer Einsicht von dem Herrn?
3. Worin liegt das spezifisch Christliche Ihrer Ausländerpolitik, das sie von derjenigen sonstiger Parteien unterscheidet? Lassen Sie sich z.B. mehr als Grüne und Sozialdemokraten von dem Prinzip der Nächstenliebe tragen oder steht für Sie als Christ die (vermeintliche) Staatsräson im Vordergrund?

Mit freundlichem Gruß,
Percy MacLean.

P.S.: Der Vorname "Percy" ist die Kurzform von "Percival" = Parzival, also einem Mann.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr MacLean,

natürlich schreibe ich meine Namensartikel selbst. Das gilt auch für meinen Artikel im Tagesspiegel, auf den ich viele positive Zuschriften bekommen habe. Ich sehe somit keinen Grund für eine Revision. Das Prinzip eines christlichen Menschenbildes in der Politik verpflichtet natürlich zu Nächstenliebe und der Verantwortung für den Einzelnen. Dies muss jedoch im Verhältnis stehen zu der Gesamtverantwortung für eine Gesellschaft, die eine Partei - noch dazu, wenn sie Regierungsverantwortung übernehmen will - ebenso im Auge behalten muss.
Friedliches Zusammenleben in einer heterogenen Gesellschaft funktioniert nur, wenn Konsens über gewisse Regeln besteht und diese auch eingehalten werden. Dazu gehört auch, dass Menschen, die als Asylbewerber in Deutschland leben, das Land wieder verlassen müssen, wenn - nach der bestehenden Rechtsprechung - keine Berechtigung für ihr Bleiben besteht. Ebenso gehört dazu, Verantwortung für die nachhaltige gesellschaftliche Integration von ethnischen oder religiösen Minderheiten zu übernehmen, von diesen aber auch Eigenverantwortung und die Bereitschaft zur Anerkennung unserer grundlegenden Werteordnung einzufordern. Andernfalls verspielt Politik die Bereitschaft der Menschen, Nächstenliebe gegenüber hilfsbedürftigen Flüchtlingen als selbstverständlich anzusehen und integrationsbereite Migrantinnen und Migranten mit offenen Armen in unsere Gesellschaft aufzunehmen.

Mit besten Grüßen

Friedbert Pflüger