Frage an Friedbert Pflüger von Geertje K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Pflüger!
Ihre Partei plant, im Falle eines Wahlsieges den neu eingerichteten Ethikpflichtunterricht zugunsten eines Wahlpflichtunterrichtes zusammen mit Religion wieder abzuschaffen. Sicherlich ist Ihnen ja auch bekannt, dass der Ethikunterricht zu Lasten anderer Fächer eingeführt wurde. Insbesondere der Erdkundeunterricht musste eine Kürzung von ca. 47% erfahren. Dies ist im Zeitalter der Globalisierung, des weltweiten Tourismus, des Klimawandels und auch der von der Wirtschaft zunehmend erwarteten räumlichen Flexibilität der Bürger ein für mich nicht akzeptabler Zustand. Ein zentrales Thema des Ethikunterrichtes ist die Toleranz. Wie sollen junge Leute Toleranz gegenüber anderen Menschen dieser Welt lernen, wenn sie naturräumlichen und wirtschaftlichen Hintergründe der Herkunftsgebiete dieser nicht richtig kennen und bewerten können. Toleranz ist nicht nur eine moralisch oder religiös begründbare Emotion, sondern eine Einstellung, die auch mit wissenschaftlichen, d.h. insbesondere geographischen Argumenten erarbeitet, diskutiert und verteidigt werden muss. Geographieunterricht ist Ethikunterricht par excellence!
Daher meine Frage: Werden Sie zusammen mit oben angesprochener Änderung bezüglich des Faches Ethik auch diese unsägliche Kürzung des Erdkundeunterrichtes zurücknehmen?
Mit freundlichen Grüßen
Geertje Kloss-Dietrich
Sehr geehrte Frau Kloss-Dietrich,
ein ursächlicher Zusammenhang mit der Einführung des Faches Ethik und der Reduzierung des Faches Erdkunde ist aus unserer Sicht nicht vorhanden. Grundsätzlich stimme ich keiner weiteren Reduzierung von Fächern wie Erdkunde oder Musik zu. Durch die Schulzeitverkürzung für den ersten davon betroffenen Jahrgang - alle Schülerinnen und Schüler die im Schuljahr 2004/05 in der Klasse 5 waren - wurde die Wochenstundentafel jährlich um zwei Stunden erhöht bzw. wird in den Jahrgängen 7 bis 10 erhöht werden. Durch die Einführung des Faches Ethik sind nun - in den Jahrgängen 7 bis 10 - diese zwei Stunden gebunden worden und somit der angestrebte Stundenausgleich für die Verkürzung der Schulzeit nicht mit Fachunterricht sondern mit Werteunterricht belegt.
In der Folge müssen andere Fächer weiter gekürzt werden um die angestrebte abiturgerechte Gesamtstundenzahl in den Prüfungsfächern zu erreichen. Dagegen würde unser Modell mit einem verpflichtenden Wahlfach zwischen Religions- und Philosophieunterricht KEINE Veränderungen hervorrufen, jedenfalls nicht für die Kinder, die bisher auch schon auf eine wertebewusste christlich-abendländische Bildung wert gelegt haben.
Mit besten Grüßen
Friedbert Pflüger