Frage an Friedbert Pflüger von Andreas S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Sander,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich habe von 1973 bis 1980 in Göttingen, Bonn und Harvard Politikwissenschaft, Staatsrecht sowie Volkswirtschaft studiert und über die Menschenrechtspolitik der USA promoviert.

Beim europäischen Harmonisierungsprozess und der Umstellung auf die zweistufigen Bachelor und Master-Studiensysteme geht es letztendlich um die Vergleichbarkeit individueller Qualifizierungs- und Bildungsbiographien und nicht um die gleiche Verteilung von Bildungsabschlüssen. Ziel ist es, daß nach der ersten Stufe der universitären Ausbildung bereits eine für den europäischen Arbeitsmarkt relevante Qualifikationsebene erreicht werden kann. Diese Stufe gibt es in Deutschland bisher allerdings nur an den Fachhochschulen mit einem Diplom (FH), das dem Bachelor entspricht. Die Herausforderungen, vor denen die Universitäten und technischen Hochschulen bei dieser Umstrukturierung ihrer einstufigen Studiengänge stehen, sind deshalb nicht gering, aber sie eröffnet den Hochschulen insgesamt gute Chancen für längst überfällige Reformen des Studiums.

Zur Frage der Studiendauer und Studienfinanzierung sind eine kürzere Studiendauer durch bessere Betreuung in den individualisierten BA/Ma Studiengängen zu erreichen. Dabei ist aber neben einer curricularen Neuausrichtung der Hochschulen auch ein Umdenken der Studierenden mit einer Veränderung im Studienverhalten notwendig. Durch die Einführung von sozialverträglichen Studiengebühren wird ein neues, qualitativ hochwertiges Angebots-Nachfrageverhalten entstehen, welches den Studenten als bezahlende Kunden ermöglicht, auf eine adäquate Gegenleistung seitens der Universität zu bestehen. Die für die soziale Absicherung vorgesehenen Unterstützungssysteme mit Bafög und Studiendarlehn müssen deshalb großzügig durch leistungsbezogene Stipendienprogramme ergänzt werden.

Mit besten Grüßen
Friedbert Pflüger