Frage an Friedbert Pflüger von Susanne W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Pflüger,
wie stehen Sie zu dem Thema Studiengebühren? Werden Sie ein Stipendiensystem für die Studierenden in Berlin aufbauen, die von den Gebühren betroffen werden? Wenn ja: wie stellen sie sich das genau vor? Wenn nein: welche Vorschläge haben sie dann für eine Finanzierung des Studiums?
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Wolf
Sehr geehrte Frau Wolf,
ungeachtet aller Kritik an der Hochschulpolitik des derzeitigen Senats haben wir mit HU, TU und FU drei hervorragende Universitäten – denen aber zunehmend die finanzielle Basis für die Lehre fehlt. Deshalb haben sich meine Partei und ich in unserem Programm für die Abgeordnetenhauswahl am 17. September für die Einführung von sozialverträglich ausgestalteten Studiengebühren ausgesprochen. Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen und wir haben sie an die strikte Einhaltung folgender Bedingungen geknüpft: 1.) Die zusätzlichen Einnahmen aus den Studiengebühren (deren Höhe sich an den Erfahrungen der anderen Bundesländer mit diesem Finanzierungsmodell orientieren wird) dürfen ausschließlich den Universitäten zugute kommen. 2.) Niemand darf aufgrund von sozialer Herkunft oder der Finanzkraft ihrer oder seiner Eltern vom Studium abgehalten werden. Deshalb muss – parallel zum Bafög – von Beginn an sichergestellt werden, dass die Studiengebühren im Bedarfsfall durch Stipendien oder zinsgünstige Studienkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert werden. Niemand von uns will Gebühren in der Größenordnung amerikanischer Elite-Universitäten. Ich will nicht, dass Sie und Ihre zukünftigen Kommilitoninnen und Kommilitonen mit einem „Schuldenberg“ ins Berufsleben starten. Vielleicht kennen Sie den Spruch „Was nichts kostet, ist nichts wert“? Ich sage nicht, dass die Einführung von Studiengebühren sofort alle Probleme an den Hochschulen löst. Aber sie führt zu einem entscheidenden Mentalitätswandel: Sie als „zahlende Kundin“ können Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern – aber beispielsweise auch dem Personal in der UNI-Bibliothek - dann ganz anders gegenüber treten. Ich hoffe, dass ich Ihnen ein wenig die Angst vor Studiengebühren – so wie meine Partei und ich sie uns vorstellen – nehmen konnte.
Mit besten Grüßen
Friedbert Pflüger