Frage an Franz-Josef Holzenkamp von Leander L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Holzenkamp,
Wie positionieren Sie sich zu dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Länderstaatsvertrag zur Förderung der Medienbildung in Schulen? Ist zu erwarten, dass hier Gelder verfügbar gemacht werden? Und wurde an entsprechende Ausgleichsstunden für Lehrkräfte gedacht, die sich im Bereich der Medienkompetenzerweiterung engagieren möchten? Bisher sind alle Bemühungen, die an den Schulen direkt unternommen werden, für die Lehrkräfte mit Einsatz verbunden, der weder finanziell noch durch Stundenausgleich zu Buche schlägt. Daher ist es so schwer, Lehrkräfte für diese Themen zu gewinnen. Ich bin als ausgebildeter Jugendmedienschutzberater im Landkreis Vechta tätig und kenne die Materie und die Probleme sehr gut. Gerne bin ich auch zu weitergehendem Austausch bereit.
Mit freundlichen Grüßen,
Leander Linnhoff
Sehr geehrter Herr Linnhoff,
vielen Dank für Ihre Nachfrage zum vorgeschlagenen Länderstaatsvertrag zur Förderung der schulischen Medienbildung.
Dieser Vorschlag basiert auf einer gemeinsamen Initiative der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD, die die Bundesregierung auffordern, sich bei der gemeinsamen Entwicklung und Umsetzung der Strategie „Digitales Lernen“ bei den Bundesländern und der Kultusministerkonferenz dafür einzusetzen, dass diese verbindlich – beispielsweise in einem Länderstaatsvertrag – einheitliche Standards und Maßnahmen vereinbaren, um die digitale Medienkompetenz insbesondere von jungen Menschen zu stärken. Dafür gab es auch bereits positives Feedback vom Verband für Bildung und Erziehung.
Hintergrund ist nicht nur die zunehmende Technisierung und Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt, sondern auch das schlechte Abschneiden unserer Schüler in internationalen Vergleichsstudien. So haben beispielsweise nur 1,5 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler bei der internationalen ICILS-Studie die höchste Kompetenzstufe erreicht. Computereinsatz findet demnach viel zu selten und wenig fächerübergreifend statt. Nur 30 Prozent aller Kinder haben in der Schule regelmäßig Kontakt mit ihnen. Der internationale Mittelwert liegt hier bei 52 Prozent. Zudem offenbart die Studie auch, dass das Aufwachsen in einer technologisch geprägten Welt nicht automatisch zu kompetenteren Nutzern führt. 30 Prozent der Schüler verfügen über nur sehr gering ausgeprägte digitale Kompetenzen; bei Schülern mit Zuwanderungshintergrund sind es sogar 40 Prozent.
Deshalb gilt es hier die Aktivitäten von Bund, Ländern, Bildungsinstitutionen und Wirtschaft zu intensivieren und zu bündeln. Das betrifft vor allem Maßnahmen im Bereich der Bereitstellung der technischen Infrastruktur (Breitbandanschluss), der Hard- und Softwareausstattung, als auch bei der gezielten Aus- und Fortbildung von pädagogischem Personal und von Lehrkräften. Dabei geht es nicht nur um den kompetenten Umgang mit digitalen Medien, sondern insbesondere um den Erwerb medienpädagogischer Kompetenzen, damit digitale Medien in allen Schulstufen und -fächern sowie darüber hinaus zielführend und pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden können. Nicht zuletzt müssen digitale Inhalte und die Zielsetzung der digitalen Selbstständigkeit fächerübergreifend und verpflichtend in den Bildungsplänen aller Schulstufen verankert werden, um eine breite und vertiefte und damit nachhaltige Medienbildung zu erzielen.
Sehr geehrter Herr Linnhoff, da der Bund aufgrund der Kulturhoheit der Länder und des Kooperationsverbots im Schulbereich nur begrenzte Möglichkeiten hat, hier tätig zu werden, stehen die Länder in der Verantwortung die Aus- und Weiterbildungen so zu organisieren, dass diese nicht auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer ausgetragen werden. Engagement und Leistung muss sich lohnen, dieser Grundsatz muss auch hier gelten. Gemeinsam mit allen Beteiligten muss hierfür eine praxistaugliche Regelung gefunden werden. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass der Bund seit diesem Jahr die Kosten für die Ausbildungsförderung BAföG komplett übernimmt und Niedersachsen auf diese Weise viele Millionen Euro für den Bildungsbereich zusätzlich zur Verfügung stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Franz-Josef Holzenkamp