Frage an Frank Mindermann von Maren S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Mindermann,
in einer Petition im Rahmen der Fukushima-Katastrophe wird die Kanzlerin gebeten, die Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten. Wie stehen Sie zur deutschen Atompolitik? Würden Sie sich für das Abschalten einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
M. Schumacher
Sehr geehrte Frau Schumacher,
vielen Dank für Ihre Frage.
Das Thema Atompolitik ist derzeit in aller Munde. Zunächst möchte ich mein Entsetzen und meine tiefe Trauer über die Geschehnisse in Japan bekunden. Diese 3 Katastrophen (das sehr starke Erdbeben, die fürchterlichen Tzunami-Wellen und Folgen, sowie nun die Reaktorunfälle) bewegen die ganze Welt. Nun konkret zu Ihrer Frage, die ich nicht nur in wenigen Sätzen beantworten kann: Ich betrachte die ganze Diskussion einmal aus dem sicherheitspolitischen und wirtschaftspolitischen Blickwinkel. Die Bewertung des Restrisikos bei der Nutzung von Atomenergie, was seit Anfang an besteht, wird nun durch die schrecklichen Ereignisse in Japan zu einer neuen Herangehensweise führen. Die in meinen Augen wirtschaftlich notwendige Verlängerung der Betriebslaufzeiten unserer Atomkraftwerke wird nun von unserer Bundesregierung neu bewertet. Dazu nimmt man sich die notwendige Zeit, um ein - unter neueren Gesichtspunkten - aktuelleres Ausstiegsszenario zu bewerten. Ich denke, wir kommen mit der neuen Lage zu einem schnelleren Ausstieg aus der Atomenergie, den ich und auch meine Partei immer wollte. Wir betrachten die Atomtechnologie als eine auslaufende Energieform. Nur denke ich, dass wir nicht von heute auf morgen alle 17 Atomkraftwerke abschalten können und werden. Unser Ministerpräsident David McAllister hat uns gestern in unserer Fraktionssitzung aktuell informiert. Er sitzt heute mit seinen Kollegen aus den anderen Bundesländern, die ebenfalls AKW`s im eigenen Land haben, mit der Bundeskanzlerin und Bundesumwelt- und Wirtschaftsminister zusammen. Ich denke es wird dazu kommen, dass die ältesten AKW´s in Deutschland abgeschaltet werden. Viel wichtiger in der ganzen Diskussion finde ich die europäische Betrachtungsweise. Was nützt es, wenn wir alle unsere AkW`s abschalten, aber die Franzosen z.B. neue bauen, von denen wir dann Energie beziehen müssten, damit unsere energieintensive Industrie (Automobilbau, Maschinenbau, Stahlwerke etc.) weiter konkurrenzfähig bleiben und wir noch vertretbare Strompreise haben. Und wenn man sich die Karte anguckt, liegen ausländische AkW`s direkt in unserer Nachbarschaft (siehe an der holländischen Grenze z.B.). Also ist auch hier ein europaweites Abstimmen erforderlich. Ganz zu schweige von AkW`s, die eben auch erbebengefährdet sind (Neubau in Bulgarien z.B.).
In meinen Augen müssen wir die erneuerbaren Energieformen (Wind, Wasser, Biogas etc.) weiter vorantreiben, dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir aus ethischen Gründen keine Nahrungsmittel verschwenden (z.B. in Biogasanlagen). Hier sind neue Technologien gefragt und auch der Ausbau der Stromnetze (Ableitung des Stroms aus Windernegie von der Küste hin zu intensiven Abnehmern in Süddeutschland über Starkstromleitungen, die möglichst in die Erde verlegt werden) und die sichere Endlagerung des Atommülls sind dabei wichtige Themen.
Sie sehen, es ist alles nicht so einfach mit dem "Abschalten". Ich denke aber, dass wir in naher Zukunft auf die Atomenergie ganz verzichten können und in ein neues Zeitalter gehen werden, was uns weniger Sorgen in der Energiewirtschaft bereitet.
Für weitere Fragen stehe ich auch persönlich gerne zur Verfügung. (Kontakt über www.cdu-mindermann.de ).
Herzliche Grüße
Frank Mindermann, MdL